Salzburg II

Elfenzauber, Hexensabbat, Klarinettenhimmel

APA
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Eine Mendelssohn-Entdeckung mit Gardiner, eine Mozart-Matinee mit Jörg Widmann, ein Kammerkonzert von Philharmonikern.

Erst am Donnerstag hatte Sir John Eliot Gardiner im Haus für Mozart mit Schumanns „Manfred“ eine selten aufgeführte Bühnenmusik exemplarisch vorgestellt. Am Samstag gelang ihm ebendort das gleiche mit Mendelssohns „Sommernachtstraum“. Auch von ihm wird im Konzertsaal meist nur die Ouvertüre gespielt. Weil es schwer ist, eine passende Besetzung für die Sprechrollen zu finden? Was immer die Gründe sein mögen: Ein entfesselter Sir John Eliot Gardiner zeigte mit seiner akkurat musizierenden Camerata, den hinreißend artikulierenden, elegant phrasierenden Frauen seines Monteverdi Choirs und dem Burgtheatertrio Regina Fritsch (Hermia, Elfe, Titania), Mavie Hörbiger (Lysander, Puck) und Roland Koch (Oberon, Theseus), wie schön und tiefgründig dieser Elfenzauber ist, wenn man sich ihm mit Genauigkeit und wissender Einfühlsamkeit für die unterschiedlichen Atmosphären widmet.

So hinreißend das war, das eigentliche Ereignis dieses Auftritts kam vor der Pause. Bei einem anderen raren Mendelssohn-Stück: seiner von Goethes gleichnamiger Ballade inspirierten Kantate „Die erste Walpurgisnacht“. Vordergründig geht es um den Hexensabbat am Brocken im Harz, hintergründig um Toleranz. So erwies sich diese Kantate als eine Art konzertantes „Nebenstück“ zum beherrschenden Musiktheater dieses Festspielsommers, Nonos „Intolleranza 1960“. Schon Berlioz nannte Mendelssohns „Walpurgisnacht“ ein „Prachtstück“. Ein Urteil, dem man sich nach dieser vitalen und eindringlichen Darbietung nur anschließen kann. Nicht auszudenken, wäre Gardiner für neben seinem Monteverdi Choir, der auch die exzellenten Solisten stellte, ein seinen Part noch differenzierter darstellendes Orchester zur Verfügung gestanden als die ambitioniert musizierende Camerata. Etwa die Wiener Philharmoniker. Wäre es nicht an der Zeit, dass sie an ihre seinerzeitige Zusammenarbeit mit Gardiner anknüpfen?

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