Führungsfehler

Es gibt sie noch

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Kolumne „Führungsfehler“. Sie müsse mir etwas erzählen, sagt die Studentin. Eine Begebenheit mit ihrem Boss, dem Kaffeehausbesitzer und Möchtegern-Macho.

Sie habe schöne Kniekehlen, stellte der Boss eines glühendheißen Sommertags fest. Aha, sagte die Studentin und wollte zwei volle Tabletts servieren.

Wie alt sie sei?, hielt er sie auf.

25, antwortete sie und wollte an ihm vorbei.

Er verstellte ihr den Weg. Sie solle besser ans Kinderkriegen denken, setzte er nach. Tiktak, tiktak, ha ha. Die Uhr ticke.

Mit 25?, lachte sie auf und drängte sich den Weg frei. Als sie zurückkam, stand er noch immer da.

Ob sie eine Emanze sei?, wollte er wissen.

Ich bin Feministin, antwortete sie.

Ach, so eine. Er wusste den Unterschied nicht, machte aber eine abfällige Handbewegung. Er, sagte er stolz, er bevorzuge die klassische Methode. Er deutete einen Schlag auf den Kopf einer imaginären Figur an, die er dann an ihren ebenso imaginären Haaren in seine Höhle zog.

Ich habe zu tun, sagte sie. Gespräch beendet.

Ob sie weiter in diesem Café zu arbeiten gedenke, fragte ich sie. Natürlich, lachte sie. Ein soziales Biotop wie dieses müsse man lange suchen. Machismo pur, Steinzeit - oder wenigstens voriges Jahrtausend. Besser als jedes Soziologie-Studium.

Weil an der Uni ginge man davon aus, dass solche Typen ausgestorben seien. Sie aber wisse nun: Es gibt sie noch.

Diese Kolumne startete im Jänner 2015 mit dem Anspruch, die lustigen, traurigen, zum Kopfschütteln anregenden, manchmal tragischen Varianten von Führungsfehlern abzubilden. Die finden sich überall: im gigantischen Konzern wie in der Kleinfamilie.

Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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