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Kickl im Sommergespräch: Anpassen an Klima - aufhören mit Coronamaßnahmen

Sommergespraeche 2021
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FPÖ-Chef Herbert Kickl ist noch immer nicht geimpft – und kritisiert einen „unglaublichen Propagandaaufwand“. Bauern würden sich auf den Klimawandel einstellen. Und Norbert Hofer nun wohler fühlen.

Dieses Mal folgte man wieder dem Drehbuch: Stehend Persönliches, sitzend Politisches. Bei Grünen-Chef Werner Kogler vergangene Woche stieg Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher wegen der akuten Afghanistan-Krise sofort in die innenpolitische Debatte ein, bei Herbert Kickl sollte es am Montagabend zuerst aber wieder um die Person, nicht den Politiker gehen. Vermutlich wäre es Kickl anders lieber gewesen: der FPÖ-Obmann gilt als zurückhaltend – wenn es um sein Privatleben geht. Aber, immerhin, nun weiß man: Bei einem Schulausflug nach Frankreich interessierte sich Kickl für die dortige Fremdenlegion, einer internationalen militärischen Eliteeinheit.

„Staat soll Freiheit schützen"

Am Weg zur Sitzgarnitur nutzt Kickl die Gelegenheit und bewegt sich thematisch in eine Richtung, die ihm lieber ist: das Coronamanagement der Regierung. Der Staat sollte „eine Rolle einnehmen, die Freiheit und die Selbstbestimmung des Einzelnen zu schützen.“ In den letzten eineinhalb Jahren sei genau das Gegenteil passiert. Später spricht er von einem „unglaublichen Propagandaaufwand“, um Menschen zur Impfung zu bringen. Kickl widerspricht selbst – im besonders ruhigen Ton – dem wissenschaftlichen Konsens. „Die statistische Evidenz ist de facto null“, ob und wie die Impfung wirke.

„Die Ausnahme ist das, was die Regel bestätigt.“

Allgemein werde die „Bedrohung aufgebauscht“. „Man tut so, als würden Menschen am Gehsteig sterben.“ Wie er sich den Krankheitsverlauf von Manfred Haimbuchner erkläre? Der Freiheitliche aus Oberösterreich ist laut eigenen Angaben fast an seiner Corona-Erkrankung gestorben. Kickl dazu: „Die Ausnahme ist das, was die Regel bestätigt.“ Man wisse eben nicht, ob die Impfung bei Haimbuchner geholfen hätte.

Bei der zweiten großen Krise, dem Klimawandel, will Kickl ebenfalls nicht weitreichend eingreifen. Oder, wie er es formuliert: „Wenn Sie sich jetzt erwarten, dass ich in diesen Klima-Alarmismus einschlage, dann muss ich Sie enttäuschen.“ Es gebe eben „Phasen der Klimaentwicklung. In den 70er-Jahren haben Experten vor einer neuen Eiszeit gewarnt.“ Eine „vernünftige Klimapolitik besteht daraus, sich an die Gegebenheiten möglichst gut anzupassen“. Auch Bauern in Österreich „stellen sich sehr gut darauf ein“.

Asyl für Botschafterin

Nur kurz kommt das Thema Afghanistan zur Sprache: Kickl würde nur einer einzigen Frau Asyl gewähren. Der Botschafterin in Österreich, Manizha Bakhtari.

In der Sendung soll er auch seine Position zur Ehe für alle skizzieren: Gleichgeschlechtliche Beziehungen seien Privatsache. Eine „besondere Auszeichnung“ als Ehe sei nicht notwendig.

Und der Funktionswechsel mit Ex-Obmann Norbert Hofer? „Ich glaube, er fühlt sich jetzt wohler. Ich denke, für die Partei ist es gut.“ (ib)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2021)

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