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Wien: SPÖ-Bezirkskaiser gegen SPÖ-Sima

(c) Caio Kauffmann
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Eklat um den neuen Stadt-Ikea: Wegen fehlender versprochener Verkehrsberuhigung kündigt Bezirksvorsteher Zatlokal seinen Rückzug bei der nächsten Wahl an.

Es soll weltweit ein Vorzeigeprojekt werden: Der Wiener Stadt-Ikea, der am Donnerstag direkt neben dem Westbahnhof im 15. Bezirk eröffnet. Nun sorgt das Projekt allerdings für einen Schlagabtausch in der Wiener SPÖ – und für einen kommunalpolitischen Eklat.

Grund ist das Verkehrskonzept, das verhindern soll, dass die Bewohner unter einem erhöhten Verkehrsaufkommen leiden. Denn Parkplätze gibt es im neuen Möbelhaus nicht, nur Abstellplätze für Fahrräder wurden errichtet. Damit die Ikea-Kunden nicht im Grätzel nach Parkplätzen suchen, wurde von der Stadt ein Konzept zur Verkehrsberuhigung versprochen.

Die Frage nach der Umsetzung sorgt jetzt aber für SPÖ-interne Streitigkeiten zwischen Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ) und Verkehrsstadträtin sowie Parteikollegin Ulli Sima. Zatlokal wirft der Stadt vor, in Kauf zu nehmen, dass „tausende BewohnerInnen mit dem zu erwarteten Verkehrsaufkommen alleine gelassen werden“, wie er in einem Facebook-Posting schrieb. Darin entschuldigt er sich bei den Bewohnern. „Ich bin für unser Wahlprogramm gestanden“, sagt Zatlokal am Dienstag im Gespräch mit der „Presse“. „Auch wegen diesem Aspekt werde ich bei der nächsten Wahl aber nicht mehr antreten.“

Gasgasse: Vorerst keine Einbahn

Die Vorgeschichte: Anfang 2020 wurde von Bezirksvorsteher Zatlokal ein Bürgerbeteiligungsverfahren zur Verkehrsberuhigung im Grätzel gestartet, um den Durchzugsverkehr einzubremsen. Keine Parkplätze und keine Durchfahrtsmöglichkeit soll es geben. Vereinbart wurde auch, dass es neben dem langfristigen Umbau schon vorher provisorische Maßnahmen für die Verkehrsberuhigung geben soll.

Darunter fällt auch, dass die Gasgasse zur Einbahn werden und die Gerstnerstraße vom Verkehr befreit werden soll. Dies sei pünktlich zur Ikea-Eröffnung versprochen worden, nun sei dies aber nach hinten verschoben worden, so Zatlokal.

Die Presse

„Dass die Gasgasse zwischenzeitlich nicht zur Einbahn werden kann liegt daran, dass dort ein Ersatzbus der Wiener Linien fährt“, sagt Erich Valentin (SPÖ), Vorsitzender des Mobilitätsausschusses. Dies sei mit dem Bauablauf von Ikea abgestimmt – der Ersatzbus fährt allerdings erst zwischen 23. und 26. Oktober. Danach sei ein „Rückbau inklusive Einbahnführung vorstellbar, Details müssen noch definiert werden“, so Valentin. Die Gerstnerstraße entlang des Ikeas werde derzeit noch von einer Vertragsfirma des Möbelkonzerns umgebaut.

In dieser Woche ist die Projekt- und Einbautenbesprechung der MA 28 angesetzt, bei der auch künftige provisorische Maßnahmen besprochen werden sollen. „Das ist viel zu spät“, kritisiert Zatlokal in Hinblick auf die Ikea-Eröffnung am Donnerstag. „Manches ist nur dann gut, wenn man es sofort macht. Jetzt werden die Bewohner aber in den nächsten Tagen oder vielleicht sogar Wochen in diesem Bereich einer Verkehrshölle ausgesetzt sein.“

Bei der Stadt zeigt man sich verwundert: Alle Maßnahmen würden eingehalten und seien im mit dem Bezirk besprochenen Zeitplan. „Alle Maßnahmen, die schon baulich möglich sind, sind umgesetzt“, sagt Valentin. Der Langauerplatz hinter dem Möbelhaus bleibe auch nach dem Ende der dortigen Bauarbeiten für den Verkehr gesperrt. Derzeit herrsche schon ein Linksabbiegegebot von der Fuchsgasse in die Langauergasse. Damit soll verhindert werden, dass Autos für die Parkplatzsuche im Kreis fahren. Dies sei aber zu wenig, kritisiert Bezirksvorsteher Zatlokal.

Bewohner: „Wäre bitter“

Bei den Bewohnern sorgt der SPÖ-Schlagabtausch für Fragezeichen. „Wenn die Maßnahmen zur Eröffnung nicht greifen, wäre das bitter“, sagt Peter Schneider, Grätzelbewohner und Teil der Nachbarschaftsinitiative Langauerwald-Gasgasse. Dabei sei man in der Nachbarschaft dem Projekt gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt. „Der Ikea hat ja ansonsten eine positive Wirkung auf das Grätzel, er belebt den Bezirk.“

Doch die Ikea-Eröffnung wird noch aus einem anderen Grund überschattet: Eine Bürgerinitiative hat am Tag der Eröffnung zu einer Protestaktion direkt vor dem Ikea aufgerufen. Denn der Konzern verwende illegal gerodetes Holz und Menschenrechts-Verletzungen seien dokumentiert.

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