Wiener Ansichten

Die Kunst, der Schalk und ein Pony vor dem Gemeindebau

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So humorvoll kann Kunst am Bau sein: ein Besuch im Einsteinhof, Mollardgasse 30–32.

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Kunst gilt ja hierzulande weithin als tiefernste Angelegenheit. Dort, wo sich Lachen regt, dort mag allenfalls – nun ja – Unterhaltung zu Hause sein, doch niemals nie nicht Kunst im wahren, echten, eigentlichen Sinn; denn die trägt tonnenschwer das Gewicht einer Bedeutung vor sich her, die uns mindestens niederschmettert, wenn nicht gar erdrückt. Der Schalk, er mag im Nacken sitzen, in den elysischen Gefilde des Artifiziellen scheint er meistens nicht willkommen.
Wie viel oder wie wenig Schalk der Bildhauer Mario Petrucci (1893–1972) war, entzieht sich meiner Kenntnis. Was an Werken er in Wien hinterlassen hat, könnte jedenfalls leicht als Hinweis auf erhebliche Ernsthaftigkeit gedeutet werden: die Büste Ferdinand Hanuschs am Denkmal der Republik etwa oder ein – von den Austrofaschisten zerstörtes – Denkmal für Ferdinand Lassalle, das sind gewiss keine Sachen zum Lachen.
Andererseits, da ist auch noch jene Bronzegruppe, die Petrucci in den 1950ern für einen Gemeindebau in der Mollardgasse geschaffen hat: Sechs als Spielplastiken konzipierte Statuen stehen da im Hof, Ponys vorstellend und allesamt mit Namen versehen; eine siebente wiederum findet sich draußen, in Kopfhöhe neben dem vergitterten Eingang zum Gemeindebau, sehnsüchtig ins Innere blickend. Und eine in die Bronze gravierte Inschrift verrät, warum: „Max darf nicht mit den Kindern spielen, er war schlimm.“ 
Nein, ich weiß nicht, wie viel Schalk in Herrn Petrucci schlummerte, aber dass sein Verhältnis zu den Erziehungsgepflogenheiten jener Tage ein zumindest ironisches gewesen sein muss, so viel scheint gewiss. Und dass man das Thema Kunst am Bau auch einmal ein bisschen spielerischer angehen konnte, als so viele andere einschlägige Arbeiten an und in Wiener Gemeindebauten ahnen lassen . . .

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