Wiener Ansichten

Wo Venedig an den Wiener Praterstern erinnert

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Zwei Denkmale, zweimal k. k. Kriegsmarine, doch welch ein Kontrast! Einsichten an Donau und Adria.

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„Hundert Städte in Wien“ hat der Architekturpublizist Wojciech Czaja Ende vergangenen Jahres in seinem charmanten Bildband „Almost“ vorgestellt: ein Stück Havanna im alten Hauptpostamt, eine Ahnung von Asunción in Meidling und so weiter. Die weite Welt am Donaustrand. Doch was, wenn man in dieser weiten Welt einem Stück Wien begegnet?
Das erlebt jeder, der in Venedig die Giardini Pubblici besucht. Gleich beim Entree des freundlichen Grüns sieht man sich einem Monument gegenüber, das unvermeidlich an das hiesige Tegetthoff-Denkmal erinnert: zwar ohne Tegetthoff an der Spitze, doch wie dieses dem antiken Vorbild der Columna rostrata nach gestaltet – einer Ehrensäule für Verdienste in der Seekriegsführung, geziert mit Rammspornen eroberter Schiffe.
Tatsächlich ist beiden Malen nicht nur formale Verwandtschaft inne: Jenes, das sich heute in Venedig findet, wurde 1876 zu Ehren von Erzherzog Ferdinand Max errichtet, als Kommandant der k. k. Kriegsmarine maßgeblicher Förderer der Karriere Wilhelm von Tegetthoffs (und als nachmaliger Kurzzeit-Kaiser von Mexiko eine der tragischsten Gestalten der Habsburger-Geschichte). Tegetthoff wiederum, selbst zum Flottenkommandanten vorgerückt, diente die SMS Erzherzog Ferdinand Max als Flaggschiff, als ihm 1866 die Seeschlacht bei Lissa künftige Denkmalwürde sicherte.
Während allerdings das Tegetthoff-Denkmal noch immer das ist, was es immer war, hat sein venezianisches Pendant seltsame Transformationen hinter sich: Ursprünglich im damals Habsburgischen, jetzt kroatischen Pula aufgestellt, wurde es erst nach 1918 in die Lagunenstadt verbracht – vom Ehrenzeichen für einen glücklosen Habsburger zur Trophäe des italienischen Siegs über das Habsburgerreich umgedeutet. Steine sprechen? Vielleicht, aber sie sagen nicht allen und für alle Zeit dasselbe.

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