Strache: „Dann gibt es einen Bürgermeister Strache“

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bdquoDann gibt einen Buergermeister(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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FP-Chef Heinz-Christian Strache wirbt um Michael Häupls Gunst für eine rot-blaue Koalition, Wiens VP-Chefin Christine Marek bereitet sich auf Koalitionsgespräche und die Neuausrichtung der angeschlagenen Partei vor.

Die Presse: Die Wiener Wähler haben Sie auf 26 Prozent katapultiert. Die FPÖ hat aber de facto nicht mehr Macht. Da muss man sich doch fragen: Waren das verlorene Stimmen?

Heinz-Christian Strache: Im Gegenteil. Wir haben es geschafft, die Absolute der SPÖ zu brechen. Die FPÖ sorgt also für mehr Demokratie. Ich hatte am Donnerstag auch ein Gespräch mit Bürgermeister Häupl, das inhaltlich aber enttäuschend war wegen der Verweigerungshaltung der SPÖ gegenüber dem Wählerauftrag.

Sie werden ja nicht mit dem Brechen der Absoluten allein zufrieden sein. Sie wollen doch mehr Macht. Aber keiner will mit Ihnen koalieren.

Mit 26 Prozent haben wir zum Teil schon die Themenführerschaft übernommen. Wenn die SPÖ jetzt eine Koalition mit den Verlierern eingeht, werden wir eine Koalition mit dem Bürger eingehen und das nächste Mal über 30 oder in Richtung 40 Prozent gehen. Dann sind wir nicht mehr auszugrenzen.

Das tun Sie doch selbst. Die anderen Parteien stoßen sich vor allem an Ihrem Stil und Ihrer Tonalität. Werden Sie die jetzt ändern?

Sicher nicht. Vielmehr kommt der diffamierende Stil Häupls überhaupt nicht an. Ich habe ja die Größe, auf Menschen zuzugehen, ich habe nie untere Schubladen bedient, wie das schon andere gegen meine Person gemacht haben.

Apropos untere Schublade: Vom „Moschee Baba“-Spiel in der Steiermark bis zu den Mustafa-Cartoons in Wien – können Sie sich vorstellen, von solchen Aktionen Abstand zu nehmen?

Wenn ich mir den Stil der grünen oder der SPÖ-Comics anschaue, kann ich nur sagen: Da sind wir vom Stil her wesentlich intellektueller und haben deshalb bei der Wahl mit einem enormen Plus ja auch deutlichen Zuspruch erhalten. Da müssen die anderen über ihren politischen Stil nachdenken.

Warum gehen Sie keine Kompromisse ein für eine Koalition?

Es geht nicht um Kompromisse. Wir sind sicher nicht Steigbügelhalter für die SPÖ, wie das ÖVP und Grüne sind. Der frische Wind der ÖVP ist auch eindeutig nach hinten losgegangen. Frau Marek hätte eigentlich die Konsequenzen zu ziehen.

Sie haben doch einen Regierungsauftrag von Ihren Wählern bekommen. Oder?

Genau. Dafür müssen aber endlich die FPÖ-Inhalte in dieser Stadt umgesetzt werden. Ich bin überzeugt, dass ich als Sicherheits- und Integrationsstadtrat Fehlentwicklungen korrigieren könnte. Aber die SPÖ verweigert sich dem Wählerwillen.

Kommt die Wahlrechtsreform, die Sie mit ÖVP und Grünen vor der Wahl vereinbart haben?

Ja. Dann wird man mit 45 Prozent keine Mandatsmehrheiten mehr erhalten. Ein großer Gewinn für Wien.

Gibt es in fünf Jahren dann einen Bürgermeister Strache?

Wenn die SPÖ weiter derart an den Wählern vorbei arbeitet, wird ein freiheitlicher Traum wahr werden. Dann wird es in fünf Jahren einen Bürgermeister Strache geben.

Oder doch lieber einen Kanzler Strache 2013?

Warum nicht. Aber das entscheiden die Wählerinnen und Wähler bei der Nationalratswahl. Es wird mit FPÖ, SPÖ und ÖVP drei fast gleich starke Mittelparteien geben. Mittelfristig ist Platz eins Ziel für mich.

Kommt die Volksbefragung zum Bauverbot für Minarette, die Sie angekündigt haben?

Wir wollen ein Programm „Österreicher zuerst“ formulieren und damit an die Bundesregierung herantreten. Wenn man nicht bereit ist, mit uns zusammenzuarbeiten, werden wir überlegen, ein Volksbegehren zu initiieren. Wir wollen keinen religiösen Fundamentalismus. Ein muslimisches Gebetshaus braucht keinen Muezzin und kein Minarett.

Wann soll es losgehen mit dem Volksbegehren?

Ab dem kommenden Jahr werden wir den Prozess in Gang setzen.

Zur Person

Heinz-Christian Strache (41) ist seit 2005 Bundesparteiobmann und Klubobmann der FPÖ im Nationalrat sowie seit 2004 Landesparteiobmann der FPÖ Wien. In der Politik startete der gelernte Zahntechniker 1991 als Bezirksrat. Jahrelang galt er als politischer Zögling Jörg Haiders, vor dessen Gründung des BZÖ kam es zur Entfremdung. Straches Linie gilt als rechtspopulistisch und ausländerfeindlich, vor allem der Islamismus gilt als FPÖ-Feindbild.

Nach knapp 15 Prozent bei den Wien-Wahlen 2005 holte Straches Partei am Sonntag (vorläufig) 26 Prozent. Der FPÖ-Politiker betont, in eine rot-blaue Koalition gehen zu wollen. Gespräche mit SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl vom Donnerstag blieben aber ergebnislos. Nächstes Ziel Straches ist eine Wahlrechtsreform mit ÖVP und Grünen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2010)

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