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Kurssturz bei Finanzdienstleister Lang & Schwarz

Keine HC, Rückstellungen und Probleme mit der Behörde.
Keine HC, Rückstellungen und Probleme mit der Behörde.REUTERS
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Der deutsche Broker schmiert an der Börse ab. Die Geschichte holt das Unternehmen ein.

Das deutsche Handelshaus Lang & Schwarz ist vielen Aktionären ein Begriff. Denn wer nach Börsenschluss noch handeln möchte, hat bei der Düsseldorfer Aktiengesellschaft stets die Gelegenheit dazu. Doch nun erschüttert eine am Dienstagabend in den Äther verschickte Nachricht die Aktionäre – diesmal allerdings die eigenen.

Das Unternehmen teilte nämlich via Aussendung mit, seine für Donnerstag anberaumte Hauptversammlung kurzfristig zu verschieben. Neuer Termin wurde noch keiner in Aussicht gestellt. Grund dafür sei ein „eingegangener Zwischenbericht des Finanzamts für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung Düsseldorf betreffend die steuerliche Prüfung der Kapitalertragsteueranrechnung“, wie es in der Mittelung des Unternehmens heißt. Gegenstand der steuerlichen Überprüfung ist eine Untersuchung der Geschäftsjahre 2007 bis 2011. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt, dass die Steuerermittlung im Zusammenhang mit Cum-Ex-Transaktionen stehen würden.

Bei Cum-Ex-Geschäften schieben Investoren zum Zeitpunkt rund um den Dividendenstichtag Aktien mit („cum“) und ohne („ex“) Ausschüttungsanspruch zwischen mehreren Beteiligten hin und her. Am Tag nach der Ausschüttung der Dividende fällt für den Besitzer der Aktien eine Kapitalertragssteuer an. Diese kann jedoch nachher vom Steuerzahler wieder zurückgefordert werden. Das mehrmalige Verschieben der Aktien erschwert es den Behörden, den eigentlichen Aktienbesitzer zum Zeitpunkt der Dividendenausschüttung genau zu bestimmen. Dadurch wird es den an dem Steuertrick Beteiligten ermöglicht, die nur einmal gezahlte Steuer mehrmals vom Staat zurückzufordern.
Lang & Schwarz teilte am Dienstagabend mit, dass die Prüfung der Behörde nicht abgeschlossen sei und dass der Vorstand eine Beanstandung der Geschäfte für alle betreffenden Jahre für unbegründet hält.

Allerdings sei eine Ergebnisbelastung im Ausmaß von bis zu 61 Mio. Euro möglich, so Lang & Schwarz. Eine Rückstellung in Höhe von 45 Mio. Euro soll deshalb gebildet werden, wie es heißt. Das hat jedoch auch Auswirkungen auf die geplante Dividende für 2021.

Neobroker schieben Kurs an

Die Investoren reagierten jedenfalls schockiert. Die Aktie stürzte nachbörslich um 30 Prozent ab. Der Kurs hatte am Dienstag noch rund 129 Euro betragen, im Verlaufe des Mittwochs landete er bei rund 90 Euro. Der nun erfolgte Rücksetzer der Aktie folgt auf einen spektakulären Kursanstieg während der Coronakrise. Als die Weltgesundheitsorganisation im März 2020 die Pandemie ausrief, kostete die Aktie gut 13 Euro. Elf Monate später notierte sie schon bei 150 Euro – mehr als elfmal so viel.

Das hat nicht zuletzt mit den Neobrokern zu tun, die für mehr Geschäft sorgen. Lang & Schwarz hat bis Juni mehr als 28 Mio. Trades abgewickelt, beinahe dreimal so viele wie die 9,7 Mio. im Jahr zuvor. Damit hatte das Unternehmen bereits mehr Trades im ersten Halbjahr 2021 durchgeführt als 2020, in dem bereits einen Rekord erzielt worden war. In der Vorwoche verkündete man das beste erste Halbjahr in der Unternehmensgeschichte. Lang & Schwarz wurde 1996 gegründet. Die Aktiengesellschaft bezeichnet sich als Handelsplatz Nummer Drei in Deutschland und als Marktführer im außerbörslichen Handel. (Bloomberg/APA/nst)

((Bloomberg/APA/nst))

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