Universitäten

Zurück in den Hörsaal: "Experiment mit vielen Unbekannten"

Volle Hörsäle: Ein Bild, das man nicht mehr gewohnt ist.
Volle Hörsäle: Ein Bild, das man nicht mehr gewohnt ist. Die Presse (Clemens Fabry)
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Es herrsche „die allseitige Überzeugung“, dass man es wieder mit Präsenzunterricht versuchen wolle, so der Vizepräsident der Universitätenkonferenz zum Semesterstart für die Studierenden.

Nach drei Semestern großteils im Fernunterricht sollen Österreichs Studierende im Herbst wieder in die Hörsäle zurückkehren. Wie ein Normalbetrieb vor dem Hintergrund hoher Infektionszahlen möglichst sicher gestaltet werden kann, entscheiden Universitäten und Hochschulen grundsätzlich selbst. Während Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Mittwoch den Fahrplan für die Schulen präsentiert hat, gibt es für die Universitäten keine zentralen Vorgaben.

Ein einheitliches Konzept wäre laut Vizepräsident der Universitätenkonferenz, Oliver Vitouch, auch nicht sinnvoll. Schließlich sei die Autonomie ein hoher Wert, die letzten Semester hätten gezeigt, dass es grundsätzlich gut funktioniert habe und außerdem seien die Bedingungen vor Ort - je nach Standort, Situation und Fach - doch sehr unterschiedlich. „Ein Philosophieseminar ist keine Chemielaborübung und kein Instrumentalunterricht an der Violine“, sagte er im Ö1-"Morgenjournal“ am Mittwoch. Es herrsche aber „die allseitige Überzeugung, dass wir es nun, wo die Impfkampagne vorangeschritten ist, mit Präsenz versuchen wollen“.

Versuch der „annähernden Normalität"

Auch wenn dies ein „Experiment mit vielen Unbekannten" sei, räumte er ein. So kenne man die Impfquote unter den Studierenden nicht, werde sich ansehen müssen, wie sich die Infektionszahlen, Hospitalisierungen und die Verbreitung von Delta in den Hörsälen entwickle oder ob „neue Mutationen eventuell noch dazukommen“. Es sei dies „ein unbekannter und beherzter Versuch, es mit annähender Normalität zu schaffen“, so Vitouch, der sich laut eigenen Angaben „in tätigem Optimismus“ übe. Wenn all die Bemühungen nichts bringen, „werden wir in rigorosere Bedingungen zurückkippen müssen“.

Die Umstellung auf den Fernunterricht hätte „ganz passabel“ funktioniert, dennoch herrsche mittlerweile „eine gewisse Tele-Müdigkeit oder Bildschirmmüdigkeit“. Ein Hybrid-Betrieb, der etwa auch von der ÖH gefordert wird, also die Kombination von Online- und Präsenzunterricht, werde zwar sehr gut angenommen. Letztlich sei es aber auch der aufwändigste Betrieb - „und häufig ein unzufriedenstellender Kompromiss“, so Vitouch. „Es sei denn, Sie erzeugen Lehrveranstaltungen mit hohem Regieaufwand, komplett im Videostudio. Das ist dann eine Filmproduktion und keine Live-Lehrveranstaltung mehr“. Dennoch versuche man überall, wo möglich, Veranstaltungen auch in Hybridform anbieten zu können. „Flächendeckend wird das aus Aufwandsgründen nicht möglich sein."

Was es bräuchte, seien mehr niederschwellige Impfangebote für diese Altersgruppe, im Idealfall an der Universität selber, wie es etwa in der Steiermark bereits gebe. Dies hielte Vitouch, der „persönlich für eine Umsetzung der 1-G-Regel“ wäre, für „eine zweckmäßige Maßnahme“ als Vorbereitung auf das Wintersemester, die sehr gut angenommen werden dürfte. Über eine Impfpflicht für alle Studierende und Universitätsangehörigen nachzudenken habe "vernunftgeleitet durchaus etwas für sich“. Gegenwärtig sei man aber nicht in der Lage, dies zu regeln, weil man eine Impfpflicht „wohl nicht über die Hausordnung verhängen" könne.

ÖH: „Auf Studierende wird vegessen"

Niederschwellige Impfangebote forderte auch die Vorsitzende der ÖH, Keya Baier, und appellierte im Ö1-"Mittagsjournal" an die Studierenden, sich impfen zu lassen. Eine „möglichst hohe Durchimpfungsrate“ bedeute einen „möglichst sicheren Betrieb“.

Die Studierendenvertreterin nimmt aber auch die Politik, insbesondere den Bildungsminister, und die Universitäten und Hochschulen in die Pflicht. Sie kritisierte, dass mit den Studierenden nicht kommuniziert werde und es an Information mangle. Der Betrieb werde wieder aufgenommen, „aber wir wissen nicht, wie.“ Dies sei für die Vorbereitungen auf das Semester „fatal“.

Studierende würden „einfach vergessen“, so Baier. Aber: „Auch wir brauchen Aufmerksamkeit, auch die des Ministers“.

(bsch)

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