Greenwashing

Wenn Nachhaltigkeit zum Problem wird

Die DWS ist in Schwierigkeiten.
Die DWS ist in Schwierigkeiten.REUTERS
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Die deutsche Fondsgesellschaft DWS gerät ins Visier der US-Börsenaufsicht. Das Problem: die Nachhaltigkeit.

Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt einem Medienbericht zufolge gegen die Fondstochter der Deutschen Bank, DWS. Konkret geht es um den Verdacht auf Greenwashing. Also, dass sich ein Unternehmen grüner gibt, als es tatsächlich ist. Die amerikanischen Aufseher prüfen, ob der Vermögensverwalter zu lax mit Kriterien bei nachhaltigen Investments umgegangen ist, wie das „Wall Street Journal“ berichtet. Die Ermittlungen der SEC und der Bundesstaatsanwaltschaft in Brooklyn befänden sich in einem frühen Stadium.

Hintergrund sind Vorwürfe der früheren Leiterin des Unternehmensbereichs Nachhaltigkeit, Desiree Fixler, die die DWS im Frühjahr nach nur wenigen Monaten im Job verlassen hat. Die Aktien der DWS rauschten nach Veröffentlichung des Medienberichts um mehr als 13 Prozent nach unten. Die Fondsgesellschaft, die Deutsche Bank und die SEC wollten sich nicht dazu äußern. Die Deutsche Bank und ihre Fondstochter treffen solche Vorwürfe empfindlich. Sie haben sich das Thema Nachhaltigkeit, so wie viele andere Häuser auch, groß auf die Fahnen geschrieben und wollen das Geschäft ausbauen. Die DWS hat Nachhaltigkeit nach dem Weggang von Fixler sogar zur Chefsache gemacht und sie in den Aufgabenbereich des Vorstandschefs gelegt.

Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin gehe den Vorwürfen nach, sagte ein Insider zu Reuters. Die Behörde erklärte jedoch, sich zu einzelnen Unternehmen nicht zu äußern. Sie werte für jeden Fonds und jede Kapitalverwaltungsgesellschaft die jährlichen Berichte aus und prüfe, ob die gesetzlichen Vorgaben – auch jene für Nachhaltigkeit – eingehalten worden seien. Sollten sich Anhaltspunkte für einen Verstoß gegen sogenannte ESG-Vorgaben zeigen, gehe die Behörde diesen nach. Das gelte auch für Vorwürfe von Anlegern, sogenannten Whistleblowern und der Presse.

Einheitliche Leitlinien

ESG steht für nachhaltige Kriterien, nach denen Fondsgesellschaften, Banken und Unternehmen agieren – Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Corporate Governance (gute Unternehmensführung). Der Geldzufluss in solche Anlageformen ist zuletzt stark gestiegen. Untersuchungen der Aufsichtsbehörden dürften deshalb die ganze Branche alarmieren.

Dem „Wall Street Journal“ sagte Fixler, sie sei der Meinung, die DWS habe beim Thema Nachhaltigkeit falsche Angaben gemacht. Einen Sprecher der Fondsgesellschaft zitierte die Zeitung mit der Aussage, eine Überprüfung ihrer Vorwürfe durch externe Berater sei substanzlos geblieben.
Um bei den grünen Investments Etikettenschwindel zu verhindern, fordern Verbraucherschützer einheitliche Standards und Leitlinien. Solche Anlagen sollten nur als nachhaltig bezeichnet werden, wenn sie einen messbaren Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen leisten und mehr seien als reine Werbeversprechen.

Zahlreiche Aufsichtsbehörden sind bei dem Thema bereits aktiv und haben Vorschläge für einheitliche Kontrollkriterien veröffentlicht. Die Branche solle sich etwa auf gemeinsame Begriffe einigen und Anforderungen an solche Investments klarer definieren.

Am Mittwoch war ebenfalls ein deutsches Finanzhaus an der Börse unter Druck geraten: der Broker Lang & Schwarz. Das Unternehmen musste nicht nur seine Hauptversammlung verschieben, sondern auch Rückstellungen in der Folge von Steuerermittlungen bilden. (ag.)

(ag.)

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