Kabarettkritik: Stipsits im Spiel mit dem Teufel

Kabarettkritik Stipsits Spiel Teufel
Kabarettkritik Stipsits Spiel TeufelNiedermair
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Im fünften Solostück „Bauernschach“ überzeugt der 27-jährige Thomas Stipsits mit einer skurrilen Story und treffenden Betrachtungen der heutigen Gesellschaft.

Gott lacht über diesen bayrischen Komiker, sagt Thomas Stipsits in seinem neuen Programm „Bauernschach“, das am Mittwoch im Kabarett Niedermair Premiere hatte. „Über Gerhard Polt?“, fragt man sich als Zuseher. Schließlich startete Stipsits das Kabarett mit der Imitation eines alten Bayern, der in Diktion und Temperament Gerhard Polt sehr ähnlich war. Nein: „Über den bayrischen Komiker, der in Rom sitzt und glaubt, er ist der Stellvertreter Gottes auf Erden.“ Thomas Stipsits spricht diesen Satz mit holländischem Akzent – in der Rolle des Jesus Christus: „Dabei bin ich doch der Stellvertreter vom Papa auf Erden. Der Bayer ist grad einmal 80 Jahre alt, also nicht mal ein Nachwuchstalent im Vergleich zu meinen 2000 Jahren.“

Ja, im fünften Solo-Programm bringt Stipsits (mit 27 Jahren längst kein Nachwuchstalent mehr) Jesus als Holländer in die heutige Welt: „Denn mit einem Akzent aus Bethlehem halten's mich für einen Moslem und die heilige Maria Mutter Fekter schiebt mich ab.“ Wie in den bisherigen Stücken (Buch Stipsits, Thomas Stipsits senior und Markus Oezelt, Regie Andi Peichl) gibt es auch diesmal eine klug geplante Story, in der Stipsits ein Dutzend Figuren auf die Bühne bringt: jede mit ihrem eigenen Dialekt und Charakter. Im Showdown tummeln sich diese sogar im selben Raum, was Stipsits beim rassanten Figurenwechsel wiedermal ordentlich ins Schwitzen bringt. Das Publikum liebt ihn dafür.

Die skurrile Geschichte beginnt recht harmlos: Stipsits Bühnen-Ich kauft sich ein Haus im Nachbarort seiner Heimat Stinatz, in Stinatzerberg (das als Teil der Gemeinde Hackerberg tatsächlich existiert). Doch im Wohnzimmer steht ein Schachbrett mit einer unvollendeten Partie. Jede Bewegung der Schachfiguren führt zu einem überraschenden Effekt – denn es war der Teufel selbst, der diese Schachpartie in Stinatzerberg nie fertig gespielt hatte. Dass der Teufel aber bis heute noch im Dorf ist, bemerken die Bewohner erst spät. Bis dahin darf Stipsits sich im spukenden Haus fürchten und einen bekifften Religionslehrer, einen rassistischen Jäger und einen deutschen Theaterintendanten besser kennenlernen, als ihm lieb ist. Erst als Jesus ins Haus kommt, löst sich die Geschichte auf und Stipsits entlässt die Zuschauer mit den Worten „Das Leben ist wie ein Schachspiel. Wer den vorletzten Fehler macht, gewinnt. Immer.“

In diesem Rahmen bleibt Stipsits genügend Platz, um sich über Politik und Gesellschaft lustig zu machen, in verrückten Liedern (Ambros und Heller singen EAV) seine Stimmenimmitation zu präsentieren und mit dem Publikum spontan zu scherzen. Nach dem Meisterstück „Cosa Nostra“ kommt man mit hohen Erwartungen zu Stipsits und wird auch bei dieser spannenden Geschichte nicht enttäuscht. Denn die Dichte an flotten Sprüchen und cleveren Betrachtungen unserer Gesellschaft, (nicht nur der provinziellen, in der Stipsits seine Stücke gern ansiedelt), wird bei „Bauernschach“ durch nichts übertroffen. Außer vielleicht von der Sympathie des Darstellers.

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