Inklusives Design

Design für alle: Das Prinzip Offenheit

Vom Rollstuhl bis zum Verkehrszeichen: Design muss an alle denken. Nicht nur an jene, die gut sehen und sich uneingeschränkt bewegen können.

Design ist überall und immer. Nur wenn man schläft, kann man es kurzzeitig ausblenden. Wer aber blind ist, sehschwach, gehbehindert oder auf andere Art körperlich eingeschränkt, wird oft bemerken, dass er oder sie selbst ausgeblendet wird. Nämlich von jenen, die gestalten oder mitbestimmen, wie die Welt geformt ist. Dabei hätten sich die Designtheoretiker mit den Pragmatikerinnen schon längst auf eines geeinigt: Design betrifft alle. Jene, die sich durch eine für sie kaum sichtbare Welt bewegen müssen. Genauso wie jene, denen Design und Technologie erst Mittel zur Verfügung stellen, sich überhaupt zu bewegen. Mit einem Rollstuhl etwa. Gleich nach dem Aufstehen „zieht man ihn an, als wäre es ein Kleidungsstück“, so formuliert es Winfried Beigel, der beim Unternehmen Otto Bock seit Jahren die Entwicklung von Rollstühlen managt. Wie Kleidung begleitet der Rollstuhl den Menschen den ganzen Tag, nah am Körper. Oder auch wie eine Brille, ein Objekt, das als das, was es im Grunde ist, gar nicht mehr wahrgenommen wird: als „Prothese“. Längst ist sie in ein anderes Objektsegment gerutscht, in das sich inzwischen Lifestyle, Design und ästhetische Ansprüche kräftig einmischen.

Aktive Rolle

So weit ist der Rollstuhl noch lang nicht, nämlich weil man ihn, wie Beigel meint, zumeist „erstattet bekommt“, seltener privat die Kaufentscheidung trifft. Ärztinnen und Therapeuten haben noch dazu meist schon vordefiniert, welches Modell infrage kommt. „Selbstbestimmung“ ist aber trotzdem ein semantisches Merkmal, das das Design eines Rollstuhls ausformulieren darf. Allein durch ganz einfache gestalterische Kniffe: Etwa wenn sich die Schiebegriffe einklappen lassen. Schon schreit der Rollstuhl nicht mehr so sehr um „Hilfe“.

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