Corona

Wieder Leben auf dem Campus

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Die heimischen Hochschulen wollen ihren Studierenden, aber auch Lehrenden, wieder einen fast normalen Studienalltag bieten. Allerdings unter strengen Vorgaben. Ein Querschnitt.

Manche Studienanfänger des Vorjahres haben noch nie einen Hörsaal von innen gesehen“, sagt Peter Loidl, Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten an der Med- Uni Innsbruck. Aber auch so mancher Höhersemestrige hat nach Ausbruch der Pandemie oft nur selten einen Fuß in „seine“ Hochschule gesetzt. Das soll sich im kommenden Wintersemester wieder ändern: „Wir reduzieren unseren Online-Anteil von etwa 95 auf rund 60 Prozent“, sagt Georg Pehm, Geschäftsführer der FH Burgenland. Anders als in den vergangenen Semestern setzen Universitäten und Fachhochschulen im kommenden Wintersemester nicht nur in jenen Studiengängen und -richtungen, in denen Praxis beziehungsweise die Arbeit im Labor unerlässlich ist, auf Präsenzunterricht. „Unsere Linie ist ein Normalbetrieb, wie wir ihn aus den Zeiten vor Ausbruch der Pandemie kennen“, bekräftigt Gerald Reisinger, Präsident der FH Oberösterreich. Dieses Motto gilt auch an der Med- Uni Innsbruck: Da sei das Wintersemester ebenfalls „an sich normal“ geplant. „Medizin kann man nicht online studieren“, sagt Loidl.

Welcome Back Workshops

An der FH Vorarlberg liegt der Fokus in der Planung ebenfalls auf Präsenz. Die Studierenden werden dort sogar mit speziellen „Welcome Back Workshops“ am Campus willkommen geheißen. „Wir freuen uns sehr, dass endlich wieder mehr Leben am Campus sein wird“, sagt Geschäftsführer Stefan Fitz-Rankl. Auch so manchem Studierenden kommt die Rückkehr zum Normalbetrieb gelegen. „Bei uns haben sich viele gemeldet, die wieder Präsenzunterricht wollen“, berichtet der Vizerektor der Med- Uni Innsbruck. Nicht zuletzt deshalb, weil viele erkannt hätten, dass die Anwesenheit auf der Universität Struktur in ihren Alltag bringe. Loidl führt noch ein Argument für die Präsenzlehre ins Treffen: „Sie ist deshalb wichtig, weil es beim Studium auch um Emotionen, ums Miteinander, um gemeinsame Diskussionen und um vieles mehr geht.“ Angesichts der Tatsache, dass die Durchimpfungsrate an der Med-Uni Innsbruck sowohl bei Studierenden als auch Mitarbeitern bei durchschnittlich 80 Prozent liege, sei das durchaus vertretbar. „Das epidemiologische Risiko ist nicht sehr groß“, ist der Vizerektor überzeugt.

Maske, Abstand, 3-G-Nachweis

Ganz wie vor Ausbruch der Pandemie wird der Alltag an den Hochschulen dennoch nicht sein: Masken- und Abstandspflicht, Contact Tracing und strenge Hygienebestimmungen gibt es auch im Wintersemester 2021, ebenso bleibt die Möglichkeit zum Home-Office für die Mitarbeiter bestehen. Dazu kommt, dass für die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen des Lehr- und Studienbetriebs im kommenden Wintersemester in der Regel ein 3-G-Nachweis nach Maßgabe der dann gültigen Rechtslage notwendig ist. „Es darf nur jemand in den Hörsaal, der den Nachweis erbringt, geimpft, getestet oder genesen zu sein“, sagt Pehm. Zur Überprüfung des Nachweises setzen die Hochschulen auf den Grünen Pass, Apps oder die Möglichkeit, die Informationen beim Eintritt hochzuladen. Masken sind überall dort erforderlich, wo der Ein-Meter-Abstand nicht eingehalten werden kann – etwa in Gängen, Labore oder bei praktischen Übungen.

Nachschärfungen der Sicherheitsbestimmungen sind an den jeweiligen Hochschulen durchaus möglich: „Ein Team evaluiert die Situation fortlaufend und passt Bestimmungen an die aktuellen Entwicklungen an. Wir orientieren uns zudem immer an den in Österreich allgemein gültigen Maßnahmen und den regionalen Gegebenheiten“, erklärt Fitz-Rankl.

Impfaktionen und Fast Lanes

Apropos Impfung: Die neun steirischen Hochschulen haben vor Beginn des neuen Semesters eine gemeinsame Impfaktion für Studierende und Mitarbeiter gestartet: Von 6. September bis 11. Oktober gibt es in der Grazer Messehalle für Hochschulangehörige eine eigene „Fast Lane“ für Impfungen mit Johnson & Johnson. In Oberösterreich wurde im Juni an der JKU eine Impfstraße für Universitätsangehörige eingerichtet, die auch der FH OÖ und allen anderen Hochschulen in Oberösterreich offenstand. In Abstimmung mit dem Land OÖ ist auch im Herbst eine ähnliche Initiative geplant. Und auch die FH Vorarlberg will zu Studienbeginn am Campus einen niederschwelligen Zugang zu Impfungen ermöglichen.

Sollten alle Stricke reißen, sind Universitäten und Fachhochschulen dafür gerüstet, wieder auf überwiegenden Onlinebetrieb umzustellen. „Das ist auf Knopfdruck binnen 24 Stunden möglich, wir sind quasi auf Stand-by“, sagt dazu FH OÖ-Präsident Reisinger.

Tagung

Impfen an Hochschulen und die (arbeits)rechtlichen, organisatorischen, und epidemiologischen Aspekte sind Thema einer hybriden Tagung am 2. September von 9 bis 13 Uhr an der Sigmund-Freud-PrivatUni. Teilnahme für Hochschulvertreter kostenlos. www.hochschulombudsmann.at/veranstaltungen/

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2021)

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