Formel 1

In Spa lebt Schumachers Legende

Wie einst sein berühmter Vater fährt auch Mick Schumacher sein erstes Rennen in Spa mit 22 Jahren.
Wie einst sein berühmter Vater fährt auch Mick Schumacher sein erstes Rennen in Spa mit 22 Jahren. Reuters
  • Drucken

Vor 30 Jahren bestritt Michael Schumacher in den Ardennen den ersten Grand Prix seiner erfolgreichen Karriere – dank einer Notlüge. Nun debütiert dort sein Sohn Mick.

Spa/Wien. So spannend wie lang nicht ist das WM-Duell zwischen Titelverteidiger Lewis Hamilton und Max Verstappen, gerade einmal acht Punkte trennen die beiden Rivalen vor dem Grand Prix von Belgien am Sonntag (15 Uhr, live, ORF1, Sky, RTL). So fesselnd das Geschehen in der Gegenwart ist, weckt Spa immer auch Erinnerungen, besonders heuer. Exakt 30 Jahre ist es her, dass auf dem Ardennen-Kurs ein gewisser Michael Schumacher sein erstes Rennen bestritten hat. Alles begann in einer kargen Unterkunft mit zwei schmalen Einzelbetten in der belgischen Provinz. Für 32 Euro ließ sich in der Auberge Francopole bis zuletzt ein Zimmer mieten, um selbst zu erleben, wie das für den späteren F1-Rekordweltmeister damals wohl gewesen sein muss. Vier Nächte verbrachte der Held einer ganzen Generation in dieser Jugendherberge, bevor am 25. August 1991 in Spa-Francorchamps seine große Karriere startete.

Das Rennen endete für Schumacher bereits nach 500 Metern. Trotzdem war es der Auftakt auf dem Weg zur Motorsport-Ikone, einer der nur dank einer Notlüge möglich geworden war. Schumachers Manager Willi Weber erzählte Teamchef Eddie Jordan zwar, dass der damals 22-Jährige den legendären Kurs in Spa bestens kenne. Doch das stimmte gar nicht. „Aus diesem Grund schnappte ich mir ein Fahrrad, um dort ein paar Runden zu fahren und ich erkannte gleich, welch fantastische Strecke dies ist“, sagte Schumacher später einmal.

Nur mit diesem Trick und viel Überzeugungsarbeit durch Weber, der sich nach Problemen mit einer Hotelbuchung das triste Zimmer Nummer vier im Hostel mit seinem Schützling teilte, bekam Schumacher das Cockpit von Bertrand Gachot. „Schumacher, wer?“, soll der charismatische Jordan gefragt haben, als Weber den Deutschen als Ersatzmann vorschlug.

Schumacher konnte mit seiner unvergleichlichen Fahrweise bei einem Test in Silverstone überzeugen und durfte in Spa hinter das Lenkrad. „Ich habe meine Chance bekommen, und die habe ich genutzt“, sagte Schumacher. Sechs seiner insgesamt 91 Karriere-Siege sollte er am Ende in Belgien feiern. Der siebenmalige Weltmeister liebte den hügeligen Kurs mit der legendären Bergauf-Mutkurve Eau Rouge, der eigentlich überhaupt nichts für Anfänger ist.

Wechsel zu Ferrari frühestens 2023

Mit der aktuellen F1-Garde geht an diesem Wochenende auch Michael Schumachers Sohn Mick in Spa auf die Strecke, wie einst sein Vater debütiert er mit 22 Jahren. Ob der Junior eine ähnlich erfolgreiche Karriere einschlägt, wird sich erst weisen. Ein Engagement beim Ferrari-Rennstall, mit dem Michael Schumacher fünfmal die WM gewann, schloss Teamchef Mattia Binotto jedenfalls nicht aus. Allerdings frühestens ab 2023, zuvor müsse der junge Deutsche Erfahrung sammeln. „Bevor wir entscheiden, wann er reif für Ferrari ist, muss er dieses Jahr beenden – ohne Druck, wir müssen ihm keinen Druck aufladen, das wäre falsch. Er soll ja wie gesagt lernen“, sagte Binotto. Mick Schumacher ist Teil der Ferrari-Nachwuchsakademie und bestreitet seine Premierensaison beim klar unterlegenen Haas-Team. Noch ist er ohne Punkte, hat sein Können aber vereinzelt aufblitzen lassen.

Offiziell steht noch nicht fest, für wen Schumacher kommendes Jahr fahren wird. Binotto deutete ein weiteres Engagement beim US-Rennstall an. „In seinem zweiten Jahr wird Haas wahrscheinlich toll für ihn sein, weil er dann die Gelegenheit haben wird zu zeigen, wie gut er in der F1 ist. Wir wissen, dass er ein guter Fahrer ist“, sagte der Ferrari-Teamchef: „Bis jetzt macht er das gut und wir sind sehr glücklich.“ Zuletzt wurde allerdings immer wieder auch über einen möglichen Wechsel Schumachers zu Alfa Romeo spekuliert.

Inwieweit Michael Schumacher die Entwicklung seines Sohnes mitverfolgen kann, ist unklar. Der mittlerweile 52-Jährige lebt nach einem Skiunfall 2013, bei dem er ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat, abgeschirmt von der Öffentlichkeit. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.