Architektur

Hol die Sonne in den Hof!

Dreihof im niederösterreichischen Obermallebarn: Blick aus der Sala terrena in den Gartenhof sowie in . . .
Dreihof im niederösterreichischen Obermallebarn: Blick aus der Sala terrena in den Gartenhof sowie in . . . Monika Nguyen
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Das von Ernst Pfaffeneder geplante Dreihaus in Obermallebarnhat nicht nur die dicksten Wände des Weinviertels. Es ist auch ein rares Beispiel für kluges Weiterbauen im Ortskern – nach der Bauphilosophie der Ahnen, mit zeitgenössischem Ausdruck.

Seit dem Mittelalter prägen kompakte Straßen- und Angerdörfer die Siedlungslandschaft des Weinviertels. Gehöft reiht sich an Gehöft, meist Zwerchhöfe; parallel zur Straße der Wohntrakt, anschließend der Längstrakt mit den Stallungen und einer den Hof abschließenden Scheune. Über Jahrhunderte entwickelte sich der Typus weiter, ohne die Dorfstrukturen aus der Balance zu bringen. Eine einfache Erweiterung der Höfe nach hinten war diesen Siedlungen ebenso eingeschrieben wie eine Vergrößerung der Ortschaften durch Anfügen weiterer Parzellen. Als „nachhaltig“ würde man dieses Siedlungslayout heute bezeichnen, als „harmonisch“ das Ortsbild. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und die Bodenpolitik der Gemeinden haben beides ohne große Not vielerorts zerstört. Ab den 1970er-Jahren künden unterkellerte und aufgestockte Wohnhäuser mit breiten Fenstern von einem Bedürfnis nach einem neuen Lebensstil. Vergrößerte Toreinfahrten und mit Faserzement-Wellplatten gedeckte Scheunen trugen der maschinellen Aufrüstung Rechnung. Oft verschwanden die „Trettn“, die witterungsgeschützten Verbindungsgänge zwischen Hof und Stall.

Anfang der 1980er-Jahre leitete die Aktion „Niederösterreich schön erhalten – schöner gestalten“ einen erneuten Wandel der Ortsbilder ein. Die Fenster wurden kleiner, mit Sprossen (oft aufgeklebt) unterteilt, und Gestaltungselemente wie Faschen, Gesimse, Giebel und Säulen hielten sinnentleert Einzug an den gern in deftigen Farben gehaltenen Fassaden. Immerhin wurde innerhalb der bestehenden Strukturen modernisiert und weitergebaut, ehe die ehemals kompakten Siedlungen ausfransten, um zunächst den Bauernkindern mit frei stehenden Einfamilienhäusern den Verbleib in der Gemeinde schmackhaft zu machen und schließlich den Zuzug und die Zersiedelung zu befeuern. Höchste Zeit, mit tauglichen Konzepten der Ratlosigkeit im Umgang mit den alten Strukturen zu begegnen, um zu retten, was noch zu retten ist.

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