Afghanistan

USA beginnen Truppenabzug vom Flughafen in Kabul

Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes hat das US-Militär mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen.
Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes hat das US-Militär mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen. imago images/ZUMA Wire
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Die Taliban hätten Sicherheitskontrollen rund um den Flughafen errichtetm würden diesen aber nicht kontrollieren, betonen die USA. Am Dienstag soll der Evakuierungseinsatz beendet werden.

Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes hat das US-Militär mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen. Der Prozess sei gestartet worden, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Samstag. Gleichzeitig widersprach er entschieden Aussagen der militant-islamistischen Taliban, wonach die Vereinigten Staaten in der Nacht "zwei, drei" Zugänge zum Flughafen an ihre Kräfte übergeben hätten.

Die Taliban hätten Sicherheitskontrollen rund um den Flughafen errichtet, sagte Kirby. "Aber sie kontrollieren keine Tore, sie sind nicht am Flughafen und haben keine Rolle für die Sicherheit", betonte Kirby. Das US-Militär werde noch bis zum geplanten Abzug am Dienstag für Sicherheit und Betrieb des Airports verantwortlich sein, führte er weiter aus. Alle Tore des Flughafens stünden weiter unter Kontrolle der amerikanischen Soldaten.

Am Freitag waren noch mehr als 5000 am Flughafen Kabul stationiert gewesen. Kirby erklärte, das Militär werde aus Sicherheitsgründen zunächst keine neuen Zahlen zur Truppenstärke nennen. Das US-Militär werde noch bis zum Abschluss des Einsatzes am Dienstag westliche Staatsbürger und frühere afghanische Mitarbeiter ausfliegen können, betonte er.

Zwei hohe IS-Vertreter sollen getötet worden sein

Nach dem Anschlag vom Donnerstag am Flughafen Kabul mit Dutzenden Toten - darunter auch 13 US-Soldaten - warnte die US-Botschaft unterdessen erneut vor möglichen Angriffen. US-Bürger sollten bestimmte Tore sofort verlassen oder aufgrund der Gefahrenlage weiterhin gar nicht erst zum Flughafen kommen. Schon vor dem Anschlag, bei dem sich nach US-Angaben ein Selbstmordattentäter der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) an einem Tor in die Luft sprengte, hatten die USA eine entsprechende Warnung ausgegeben.

Das US-Militär tötete bei einem Vergeltungsschlag in der Provinz Nangarhar nach eigenen Angaben zwei ranghohe Vertreter des örtlichen IS-Ablegers IS Khorasan (IS-K). Ein weiterer sei verletzt worden, erklärte Generalmajor William Taylor am Samstag im Pentagon. Nach dem unbemannten Luftangriff hatte das Militär am Freitagabend zunächst angegeben, "einen Planer" des tödlichen Terroranschlags in Kabul getötet zu haben. Nun gehe man davon aus, einen Planer und einen Unterstützer des Vorhabens getötet zu haben, hieß es. Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen keine zivilen Opfer, sagte Taylor. US-Präsident Joe Biden hatte nach dem IS-Angriff Rache geschworen.

Evakuierungseinsatz

Nachdem mehrere Verbündete ihre Evakuierungsmission abschlossen, gingen auch die militärischen Rettungsflüge der USA in die Endzüge. Dabei wurden von der US-Luftwaffe und Verbündeten innerhalb von 24 Stunden noch einmal rund 6800 Menschen aus Kabul ausgeflogen, wie das Weiße Haus am Samstag mitteilte. Seit Mitte August hätten die USA und ihre Partner insgesamt rund 112.000 ihrer Staatsbürger und früherer afghanischer Mitarbeiter ausgeflogen. Das US-Außenministerium erklärte, es seien rund 5400 Bürger ausgeflogen worden, etwa 350 Amerikaner seien noch im Land und wollten ausreißen. Die allermeisten Evakuierten waren Afghanen. Mittelfristig will das US-Militär bis zu 50.000 Afghanen in Stützpunkten in den USA unterbringen.

Deutschland hatte seine Luftbrücke am Donnerstag beendet, Frankreich und Spanien am Freitag. Die britischen Truppen sollten am Wochenende folgen.

(APA/Reuters/AFP/dpa/Red. )

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