Wiener Synagoge

Die Attentäter mit der roten Rose

Palästinensisches Attentat auf die Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse am 29. August 1981.
Palästinensisches Attentat auf die Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse am 29. August 1981.Votava / Imagno / picturedesk.co
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„Den großen Brand entfachen“: Vor 40 Jahren verübten palästinische Terroristen einen todbringenden Anschlag auf die Wiener Synagoge.Derselbe Ort wurde im Herbst 2020 wiederum zum Schauplatz eines Attentats.

Am 29. August 1981, einem Samstag, hätte Rudolf V. eigentlich freigehabt. Der 28-Jährige war der persönliche Leibwächter des Besitzers der Textilkette Schöps, Leopold Böhm. Der hatte noch am Vorabend einen Besuch in der Synagoge in der Seitenstettengasse abgesagt. Doch anderntags meldete sich Böhms Frau bei V. Ihr Mann sei doch in die Synagoge gegangen, wo die Bar Mitzwa des Sohns eines Geschäftspartners stattfand. Sie bat V. hinzuschauen, was dieser auch tat. Mit dabei hatte er seine Freizeitwaffe, eine fünfschüssige Smith and Wesson. Vor der Synagoge fiel V. gleich das junge Gesicht eines der beiden Polizisten auf, die zum Schutz des Objekts abkommandiert waren. Er selbst platzierte sich gegenüber vom Eingang, plauderte mit Böhms Fahrer. Kurz nach 11.30Uhr fiel V. ein Araber auf, der eine rote Rose im Knopfloch stecken hatte: „Der ging vorbei, und ich habe mir nichts weiter gedacht. Auf einmal machte es einen Riesenknall, und ich sehe noch im Augenwinkel, wie der Polizist rücklings durch die Luft fliegt. Da war mir natürlich sofort klar, das ist ein Attentat, das ist der mit der roten Rose.“

Abu-Nidal-Gruppe. So begann der Anschlag auf die Synagoge vor 40 Jahren. Eben jene Rose hatte den insgesamt zwei Attentätern als Erkennungszeichen gedient. Husham Rahjih und Marwan Hasan waren Terroristen der Abu-Nidal-Organisation (ANO). Von zwei Seiten herkommend, wollten sie in den Stadttempel eindringen. Doch womit sie nicht gerechnet hatten, war der Leibwächter. V. zog seine Waffe und schoss mehrmals auf Hasan, der ihm am nächsten war. Perplex über die Gegenwehr nahm der Terrorist Deckung. Als er wieder hervorlugte, traf ihn V. mit seinem letzten verbliebenen Schuss Munition aus einer Distanz von zwei bis drei Metern. Hasan torkelte noch ein paar Meter, ehe er vor einem koscheren Restaurant schwer verletzt zusammenbrach.

Glück im Unglück: Das beherzte Eingreifen von V. hatte die Terroristen so abgelenkt, dass in der Zwischenzeit das schwere Synagogentor verschlossen werden konnte.

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