Umweltbiotechnologie

Gabriele Berg, Umweltbiotechnologin

Lunghammer/TUGraz
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Gabriele Berg zeigt, dass die Welt ohne Mikroorganismen nicht funktioniert. Sie war 2005 die erste Professorin der Naturwissenschaften an der TU Graz.

Sie war die erste Professorin in den Naturwissenschaften an der TU Graz und wartet auch sonst mit allerlei Pionierleistungen auf. Gabriele Berg erforscht das menschliche Mikrobiom und welche Rolle es für Pandemien spielt, aber u.a. auch das Mikrobiom des Apfels und wie es auf die
Gesundheit wirkt.

Die rasante Entwicklung der Technologien beschreibt Gabriele Berg „wie die Erfindung einer Brille“, die zu einer Wissenschaftsrevolution geführt hat. „Wir sind noch ganz am Anfang der Entdeckung der Mikrobiome“, sagt Berg, die zum Top-1-Prozent der meist zitierten Wissenschaftler ihrer Disziplin zählt. „Die neuen Erkenntnisse haben zu einem Paradigmenwechsel in Bezug auf Mikroorganismen geführt: Über Jahrhunderte waren sie als Krankheitserreger gefürchtet und steuerten die Entwicklung der Menschheit. Jetzt sieht man in ihnen das Potenzial für die Gesundheit“, sagt Berg, die in der Kategorie Forschung für Austria 21 nominiert ist.

Sogar sie hatte „einige Tage keinen Appetit auf Salat, nachdem wir die Masse an Mikroorganismen darauf analysiert haben“, lacht sie. „Dabei wissen wir aus unseren Untersuchungen, wie sinnvoll die Vielfalt für unsere Gesundheit ist!“ Berg leitet das Institut für Umweltbiotechnologie an der TU Graz und schaut immer genauer ins „Mikrobiom“ von Pflanzen, Tieren oder der Luft. Der Fachbegriff beschreibt die Gesamtheit aller Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze) in ihrem Lebensraum.
„Wir Menschen beherbergen fast zwei Kilogramm Mikroorganismen“, sagt Berg, die 2005 als erste „Frau Professor“ an die Naturwissenschaften einer technischen Uni berufen wurde. Ihr Team nimmt auch Kürbisse, Erdbeeren und Äpfel unter die Lupe, um die reiche Vielfalt an Mikroben und ihre Auswirkungen auf Gesundheit und Geschmack zu bestimmen. Die „Lupe“ kann man sich in den Grazer Laboren nicht wie normale Mikroskope vorstellen, vielmehr durchlaufen die Proben Hightech-Geräte zur Bestimmung von DNA, RNA und Stoffwechselprodukten.

Begonnen mit dem Mikroskopieren hat die in Potsdam, DDR, aufgewachsene Forscherin schon als Schulkind. Sie studierte Marine Ökologie zuerst in Rostock, dann an der Universität Greifswald, wo sie sich 1987 auf Mikrobiologie und Biotechnologie spezialisierte. Den Mauerfall 1989 bezeichnet Berg als Glücksfall, weil er ihr eine Dissertation und internationalen Austausch ermöglichte. Als sie 1995 ihr Doktorat abschloss, hatte sie mit ihrem Mann, Christian Berg, der heute den Botanischen Garten der Uni Graz leitet, schon zwei Söhne.

Forschen, um die Erde zu retten

Die wissenschaftliche Karriere ohne Mentor und Sicherheit war herausfordernd, bevor sie als Professorin für Umweltbiotechnologie mit der ganzen Familie nach Graz zog. Hier etablierte sie ein international sichtbares Institut, brachte viel zitierte Publikationen heraus sowie Produkte, Verfahren und Patente, die nun von der TU Graz und dem Start-up Biotenzz international vermarktet werden. Mit Juli 2021 übernahm Berg eine zusätzliche Herausforderung: Sie baut in ihrer Heimatstadt Potsdam ein Zentrum für Mikrobiom-Management auf. Abschließend betont sie: „Mich beschäftigt sehr, was wir tun können, um unsere Erde zu retten. Es gibt noch so viel zu erforschen, wie auch die Pandemie oder multiresistente Keime uns zeigen.“


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