Klima

Walter Kreisel: vom Öko-Spätzünder zum Mr. Energiewende

Walter Kreisel ist Gründer der neoom-Gruppe.
Walter Kreisel ist Gründer der neoom-Gruppe.(c) Martin Pröll Photography
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Mit seiner Neoom-Gruppe will Walter Kreisel Ökologie und Ökonomie »versöhnen« und den Menschenzu günstiger, sauberer und sicherer Energie verhelfen.

Wien. Walter Kreisel ist ein Phänomen. Gestartet als Elektrohändler wird der Oberösterreicher heute international als Visionär der Energiewende herumgereicht. Als einer, der den etablierten Energieversorgern in die Parade fahren könnte, indem er den Menschen hilft, selbst grünen Strom zu produzieren, zu speichern und zu verteilen. Dabei sieht sich der 42-Jährige selbst als „Öko-Spätzünder“, der früher „ein konsumgeleitetes Leben“ geführt habe. „Ich bin ein kritischer Mensch, der nicht gleich alles glaubt“, sagt der Unternehmer aus Freistadt. Beim Klimawandel und der Energiewende war es nicht anders. Seine Kunden sahen Themen wie Energieeffizienz lange Zeit nur als kostspielige Bürde an.

Es habe eine Weile gedauert, bis er Ökologie und Ökonomie im Kopf miteinander versöhnen konnte. Aber spätestens, seit die Technologiesprünge bei Solarmodulen und Stromspeichern den Umstieg auf grüne Energie für jedermann zu einem lohnenden Geschäft gemacht haben, ist das geglückt. Und die Energiewende hat mit Walter Kreisel einen lautstarken Mitstreiter gewonnen.

Grüne Wende. „Man muss die Vergangenheit respektieren“, sagt der zweifache Familienvater noch heute. Vieles von dem Wohlstand, den die Europäer genießen, hätten sie dem Erdöl zu verdanken. Jetzt sei es aber an der Zeit, diesen Wohlstand und das Know-how zu nutzen, um „mit guten Einzeltaten“ Schritt für Schritt in Richtung grüner Wende zu gehen. „Alle Fassaden und Dächer werden Kraftwerke“, ist Kreisel überzeugt. Der ökologische Nutzen sei quasi ein willkommenes „Nebenprodukt“.

Diese Veränderung will der Freistädter an vorderster Front vorantreiben. 2018 gründete er seine Neoom-Gruppe, die Privaten und Gewerbekunden alles bietet, was sie für den Ausstieg aus den Abhängigkeiten der fossilen Welt brauchen. Neoom baut dezentrale Energiesysteme, um den CO2-Ausstoß zu verringern, Kosten zu senken und dabei auch noch die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Von der Solarzelle über Ladestationen, Stromspeicher bis zu intelligenten Softwarelösungen kommt alles aus einer Hand. Aktuell wächst das Unternehmen pro Monat um 30 Prozent.

Aber Walter Kreisel will mehr, als nur ein paar Solaranlagen zusätzlich zu verkaufen. Er rüttelt auch am Thron der etablierten Energieversorger. „Wir wollen den Kunden die maximale Unabhängigkeit bringen“, sagt der Gründer. Und so hilft er Gewerbekunden mit mehreren Standorten, sich mit eigenen Ökostrom-Kraftwerken so gut wie möglich autark aufzustellen. Als jeweiligen „Reststromlieferanten“ sucht eine Software den Anbieter, der an der Börse gerade die billigste saubere Energie verkauft. Statt einmal im Jahr mit dem Tarifkalkulator nach einem neuen Versorger zu suchen, erledigt Neoom das bei Bedarf nun im Minutentakt.

Über die neuen Energiegemeinschaften sollen auch Menschen, die keine Möglichkeit haben, Solaranlagen auf dem eigenen Dach zu installieren, Teilhaber an grünen Kraftwerken werden können. Ab Mitte kommenden Jahres werden diese Modelle – und die Software für die Suche nach Reststromlieferanten – auch Privaten offenstehen, damit auch sie an der Energiewende, die Kreisel gern als „größtes Friedensprojekt der Geschichte“ bezeichnet, teilhaben können. Das hilft nicht nur dem Klima. „Jeder Österreicher, der Zugang zu einem Stromzähler hat, kann mit der Energiewende auch Geld verdienen.“ (auer)

Der Unternehmer aus Freistadt bezeichnet sich selbst als „Spätzünder“ in Sachen Nachhaltigkeit – heute gilt er als Öko-Prediger der Startup-Szene. Seine neoom group bietet alles, um Privaten einen unabhängigen Wechsel vom fossilen zum dezentralen und erneuerbaren Energiesystem zu ermöglichen.


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