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Elisabeth Dokalik-Jonak: „Ein demenzkrankes Hirn kann bis zuletzt lernen“

Memocorby
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Chefin Elisabeth Dokalik-Jonak hat ein digitales Therapietool entwickelt, mit dem Demenzkranke und Schlaganfallpatienten Sprache wieder erlernen können.

Wien. Das Multisensuale hatte es Elisabeth Dokalik-Jonak schon vor 20 Jahren angetan. Ebenso die neurologische Komponente des Lernens. Die promovierte Historikerin und Anglistin, die viele Jahre an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen unterrichtete, hatte unter dem Titel „Swing on the Bus Around the World“ sogar eine Schulbuchreihe für den Englischunterricht geschrieben und dafür ein multisensuelles Lernkonzept entwickelt.

Und dann, vor rund zehn Jahren, als sie nach einem dreifachen Kreuzbruch lange Zeit auf der neurologischen Abteilung eines Spitals verbringen musste, erlebte sie viele Schlaganfallpatienten und sah, wie mühsam sie sich den Weg zurück in den Alltag erarbeiten mussten.
Damals nahm ihr Unternehmen seinen Ausgangspunkt. Sie wollte eine intelligente Lernhilfe entwickeln. Sie forschte und nahm bei den Würfeln und Stäbchen, die der belgische Pädagoge Georges Cuisenaire entwickelt hatte, Anleihe. Den ersten noch analogen Prototypen fertigte ihr Vater, ein Nachrichtentechniker.

Bestärkt von TU-Professor Wolfgang Zagler wurde ihr klar: Es muss ein digitales Lernwerkzeug werden. Und das ist seit Februar 2020 unter dem Namen Memocorby auf dem B2B-Markt (der Einstieg ins B2C-Geschäft steht 2022 an). Das sind fünf verschiedenfarbige Würfel mit je einem Display. Sie sind ein „digitales, multisensorisches Therapietool zum Wiedererlernen der Sprache nach einem Schlaganfall und für das Gedächtnistraining zur Demenzprävention und Demenztherapie“, sagt Dokalik-Jonak. Geeignet sei Memocorby für ältere Personen, aber auch für Kinder. So nebenbei erwähnt: Ab dem 25. Lebensjahr nimmt die Leistungsfähigkeit des Gehirns ab, wenn es nicht regelmäßig trainiert wird. Aber: „Auch ein demenzkrankes Hirn kann bis zuletzt lernen.“
Dokalik-Jonak ist die haptische Komponente wichtig. Das Tablet als Lerntool mache manchen Patientinnen und Patienten Angst und setze sie unter Stress – eine der denkbar schlechtesten Voraussetzungen, um Lernerfolge zu erzielen. Mit den Würfeln zum Angreifen lasse sich auch Sprache sprichwörtlich „begreifen“.

Ein weiterer Vorteil der Würfel sei, dass sie stoß- und wasserfest sind und auch für das Pflegepersonal wenig Zusatzaufwand bedeuten.

„Es muss evidenzbasiert sein“

Ein klein wenig stolz ist die dreifache Mutter Dokalik-Jonak, die ihr Unternehmen gemeinsam mit Nikolaus Gerö 2016 gegründet hat, einerseits darauf, dass es ihr gelingt, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, und andererseits darauf, dass sowohl Soft- als auch Hardware selbst produziert werden.

Und auch darauf, dass es ihr und ihrem Team gelungen ist, nicht nur einen Investor zu finden, sondern auch, an mehreren Forschungsprojekten beteiligt zu sein. Denn sie sagt: „Was wir hier entwickelt haben und weiterentwickeln, ist ein Medizinprodukt. Und das muss evidenzbasiert sein.“ (mhk)


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