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Benjamin Grössing und David Fankhauser: Alles begann mit dem Bart von Conchita Wurst

Kaleido
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Die Gründer von Kaleido.ai, die Software-Spezialisten David Fankhauser und Benjamin Grössing, setzen auf künstliche Intelligenz bei der Bildbearbeitung.

Wien. Kennengelernt haben sich David Fankhauser und Benjamin Grössing in einem Seminar im ersten Semester ihres Informatikstudiums an der TU Wien. Die Aufgabe war, eine App zu entwickeln: Ihr Produkt war in der Lage, Bildern mithilfe künstlicher Intelligenz den legendären Bart der Gewinnerin des Eurovision Song Contest, Conchita Wurst, zu verpassen: Wurstify hieß die App, die zum Hit wurde. Schnell erkannten sie, wie viel Potenzial in künstlicher Intelligenz bei der Bildbearbeitung steckt. 2019 gründeten die Software-Ingenieure das Unternehmen Kaleido.ai.

Drei Produkte sind es, die Kaleido auf den Markt brachte und laufend weiterentwickelt. Das erste ist Remove.bg, ein Programm, das mithilfe von künstlicher Intelligenz den Hintergrund eines Bildes entfernt und das Objekt im Vordergrund freistellt. „Auch die Kanten werden erkannt“, sagt Fankhauser, „sogar einzelne Haarsträhnen“. Das ist etwas, woran Bildbearbeiter in der Praxis regelmäßig verzweifeln. Damit hilft die Software Fotografen und Designern, Zeit zu sparen, und auch „Leuten, die Bilder nicht bearbeiten können“. Es ist, sagt Grössing, „ein kleines Problem. Aber das wollten wir richtig lösen.“

Die zweite, im Vorjahr gelaunchte Entwicklung heißt Unscreen und entfernt Hintergründe von Videos. Die Greenscreen-Technologie sei teuer und funktioniere oft nicht gut. Die künstliche Intelligenz könne das besser, wovon sich YouTuber, Content-Creatoren und aufgrund von Home-Schooling auch viele Lehrer überzeugten.

Und die dritte Schiene heißt Designify. Sie verwandelt beliebige Bilder automatisch „in die beste Version“, sagt Grössing. Das sei vor allem für all jene interessant, die ihre Produkte online in ihren E-Commerce-Shops präsentieren wollen und auf den ersten Eindruck der Bilder in einer Online-Galerie angewiesen sind.

Dabei, sagen die beiden bildaffinen Software-Spezialisten, gehe es nicht darum, Fotos zu verfälschen, sondern das Maximum herauszuholen, weil viele Bilder ja nicht professionell geschossen werden. Aber, räumen sie ein, es sei immer eine Gratwanderung. Die Software modelliere Designentscheidungen nach, es liege aber an den Usern, ein Bild zu bearbeiten. 50 bis 60 Millionen User würden sich pro Monat für eine Bearbeitung entscheiden.

Mittlerweile haben die beiden 30-Jährigen ihr Unternehmen mit Sitz in Wien an die australische Designplattform Canva verkauft. Anders als andere Start-upper haben sie sich aber gegen den Ausstieg entschieden. Es sei die Leidenschaft, weshalb sie weitermachten. Und sie wollen die Unternehmensgröße verdoppeln. 30 Mitarbeitende waren es zu Jahresbeginn, jetzt sind es 40, zehn Positionen sind aktuell ausgeschrieben. Diese zu besetzen, sagen sie, werde kein Problem sein, denn mittlerweile habe man sich einen Namen als Arbeitgeber erarbeitet. Die Mitarbeitenden kommen aus 17 Nationen, sind aber alle in Österreich zu Hause. Weil es den beiden wichtig ist, dass alle die Möglichkeit haben, auch physisch zusammenzukommen und sich als Team zu fühlen. (mhk)


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