40 Jahre nach Anschlag

Oskar Deutsch: „Ihr habt euch nicht unterkriegen lassen“

IKG-Präsident Oskar Deutsch bei der Gedenkveranstaltung am Sonntag.
IKG-Präsident Oskar Deutsch bei der Gedenkveranstaltung am Sonntag.APA/HERBERT PFARRHOFER
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Die Israelitische Kultusgemeinde erinnerte am Sonntag an den Anschlag auf die Synagoge in der Seitenstettengasse. Zwei Menschen wurden getötet, 21 verletzt.

Wien. Am Sonntag vor 40 Jahren, am 29. August 1981, wurde die Synagoge in der Wiener Innenstadt von einem Terroranschlag erschüttert. Zwei palästinensische Terroristen töteten bei dem Attentat zwei Menschen, 21 wurden teilweise schwer verletzt.

Zeitzeugen kämpfen bis heute mit den Spätfolgen, wie sie bei einer Gedenkveranstaltung an die Opfer und die Helden dieses Tages Sonntagvormittag schilderten. „Ihr habt euch nicht unterkriegen lassen“, sagte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Er erinnerte auch daran, dass bis heute selbstbewusstes jüdisches Leben nur mit aufwendigen Sicherheitsvorkehrungen möglich sei. Auch die Gedenkveranstaltung musste von schwer bewaffneten Polizisten geschützt werden. Man sei als gesamte Gesellschaft dringend gefordert, gegen jede Form des Antisemitismus entschieden aufzutreten, sagte Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP).

Die beiden Terroristen wollten vor 40 Jahren den Stadttempel stürmen, als Gläubige am Sabbat Bar-Mizwah feierten. Dass bei dem Anschlag nicht mehr Menschen ums Leben kamen, ist wohl dem schnellen Handeln der Polizisten und privaten Sicherheitskräften zu verdanken. So konnte Rudolf Vesztergombi, Leibwächter des Industriellen Leopold Böhm, einen Attentäter mit Schüssen außer Gefecht setzen.

Die damals 20-jährige Elvira Glück hatte an diesem Tag Sicherheitsdienst an der Synagoge, zu dieser Zeit ein Studentenjob, wie sie am Sonntag beim Gedenken am Desider-Friedmann-Platz erzählte. „Wir waren nicht bewaffnet.“ Sie habe Schüsse gehört und nachgeschaut, was vor sich ging. Einer der Attentäter habe etwas geworfen, einen Ball, wie sie zunächst glaubte – doch dann habe sie begriffen, dass es eine Handgranate war. „Instinktiv machte ich die Tür zu“, schilderte Glück. „Ich spüre die Spätfolgen des Anschlags auch 40 Jahre danach.“

An die Todesopfer des Anschlags, Nathan Fried und Ulrike Sarah Kohut, erinnert eine Gedenktafel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2021)

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