Albertina

Die vegetative Unruhe des Hubert Scheibl

Manche wollen hier Kaninchen sehen. Der Titel lautet jedenfalls „Euglena“, also Augentierchen. Gemalt in sehr großem Format gerade eben, 2020/21.
Manche wollen hier Kaninchen sehen. Der Titel lautet jedenfalls „Euglena“, also Augentierchen. Gemalt in sehr großem Format gerade eben, 2020/21.[ Scheibl/Pixelstorm ]
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In der Pfeilerhalle verrät der Maler ein wenig über seine jüngsten Bilder, die großteils während der Lockdowns entstanden sind. Die Aktualitäten – Käfigstäbe, wilde Natur, Gletscherschmelze – sind Zufall. Aber ein willkommener.

Es ist wie so vieles auf der Welt – was giftig ist, ist auch sehr schön.“ Wir stehen vor einem Gemälde mit verwirrend tiefen violetten Changierungen. „Dioxin mauve“ heißt diese Ölfarbe. Sie ist eine von denen, die unsere Sehnerven am meisten stressen, also aktivieren, weiß Hubert Scheibl. Er sagt nie sehr viel zu seinen Bildern. Am einfachsten noch erhascht man solche Anekdoten. „Muss man denn überhaupt etwas dazu sagen? Es geht einfach um Malerei“, ist eine seiner typischen Aussagen, mit leicht verzweifeltem Blick. Stimmt auch. Was sonst. Aber man klammert sich nun einmal so gern an Narrative, bevor man sich vorsichtig in unendliche Farbdelirien gleiten lässt.

Und unendlich, ganz im Science-Fiction-Sinn, können sie wirken bei diesem in Wien so gar nicht unbekannten Maler. Hubert Scheibl, 1952 in Gmunden geboren, werkt hier schon seit den 1980er-Jahren unablässig und durchaus erfolgsgewöhnt an seinen abstrakten, ineinandergreifenden Bilderserien, mal hierhin, mal dorthin austestend, wie weit er gehen kann mit seinem vertrauten stilistischen Vokabular. Auch in Ausstellungen. Gern dehnt er seine Kunst bei diesen Gelegenheiten ins räumlich Installative aus. 2013 im Museum der Moderne in Salzburg etwa, wo man seine Bilder nur über einen (echten) Grasteppich erreichen konnte. Oder 2016/17 im Unteren Belvedere, wo er uns mit ihnen labyrinthisch umfing, nur mit einem (gemalten) Mauseloch als Ausflucht.

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