Heizen im dritten Jahrtausend

Der Reiz von Ruß und Rost, Lederhüllen und dem Aroma frisch gerösteten Kaffees, originellen Oberflächenbehandlungen und Betonobjekten.

Am Anfang seiner Arbeit stellte Georg Lindenbauer fest, „dass es eigentlich nur hässliche Kachelöfen gibt“. So spezialisierte er sich auf beheizbare Plastiken. Etwa wie diese monolithisch gegossene Betonhülle auf einem Schwerlastdrucklager mit einem im Fußboden eingelassenen Rauchrohr, das zum Schornstein führt. Das Heizobjekt wiegt 1,7 Tonnen auf einer Fläche von nur 40 mal 40 Zentimetern und lässt sich frei drehen.

Kostenpunkt: rund 18.000 Euro. Eine künstlerische Note verleiht Lindenbauer jedem seiner Werke. Er hat die Meisterschule für Keramik und Ofenbau in Graz absolviert und führt sein Atelier heute im Südburgenland, wo er auch exotischere Kundenwünsche umsetzt, etwa für einen Kaffeefan: „Durch mit Kaffee gefüllte Glasröhren entsteht jedes Mal ein Röstaroma.“ Lindenbauer bearbeitete auch schon einmal Oberflächen mit Reitgerten, um extravagante Strukturen zu schaffen. 

Die Ästhetik spielt bei manchen Ofenbauern eine ebenso große Rolle wie die Funktionstüchtigkeit und ein hoher Wirkungsgrad. Schließlich ist die vollständige Verkachelung bereits seit den 80er- und 90er-Jahren kein Thema mehr. Man experimentiert mit keramischen Elementen, verputzten Flächen, großen Sichtscheiben. Man setzt auf klare Linien und greift Traditionen höchst modern auf.

Auch Hafnermeister Andreas Mayer gehört zu jenen kreativen Ofenbauern und bekennt auch gleich: „Ich bin bekennender Pyromane.“ Der jüngste Coup: Holzöfen mit einer Hülle aus pflanzlich gegerbtem Rindsleder, „das lädt zum Anlehnen ein, denn herkömmliche Verkleidungen weisen immer eine gewisse Härte auf“.  Die Basis ist sein sogenanntes Pyrarium – eine Feuersäule, die wie ein Kaminofen funktioniert und mannshohe Flammen ermöglicht. Je nach Ausstattung schlagen die Öfen mit Kosten ab 5000 Euro zu Buche. Auch Hüllen aus Glas, Keramik, Stein, Schamott oder Metall sind denkbar. Seit 1995 plant, baut und setzt Mayer Öfen, unter anderem in Marrakesch, in Hamburg, in der Toskana. Und er plädiert dafür, Gebrauchsspuren als Gestaltungselement zu sehen: „Die Optik verrußter Glasscheiben hat ihren Reiz genauso wie das Farbenspiel rostigen Stahls.“

Sparflamme. Woher der Kachelofen kommt? Seine Vorläufer waren eingebaute Backöfen oder überwölbte Herdfeuerungen. Im Mittelalter wanderte der Backofen mit dem Ofenkörper in die gute Stube, die Beheizungs- und Beschickungsseite blieb aber in der Küche. So entstand ein Raum, der beheizbar war und trotzdem sauber blieb. Aus dem 14.  Jahrhundert existieren erste Quellen über Kachelöfen. Anfangs dem Adel und den Patriziern vorbehalten, entwickelte sich langsam der Massengebrauch. Rund ums 18.  Jahrhundert kamen Sparöfen auf. Inzwischen hat sich in der Technik viel getan.

Alexander Flechl etwa hat eine von der Steirischen Wirtschaftsförderung (Programm „Geistes!Blitz“) geförderte Methode entwickelt, bei der Kachelöfen bereits im Werk vorgefertigt werden und mehrere Meter lange, gleichmäßige Keramikplatten im Stück produziert werden können. Auch der Sockel besteht aus Vollkeramik. „Der homogene Kachelblock optimiert die Wärmeabgabe“, so Flechl, der zudem GriffnerHaus als Partner gewann und mit dem Solarthermie-Unternehmen Sonnenkraft kooperiert. Resultat ist eine Ganzhausheizung, die den Kachelofen in das System mit Sonnenkollektoren integriert.

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