Kolumne „Führungsfehler“. Wir müssen reden, sagte der Kunde. Er war mit der Performance seiner Hausbank nicht zufrieden.
Es ging um die Abwicklung einer Erbschaft, eine komplexe Sache, in die mehrere Banken involviert waren. Alle hatten ihren Teil erledigt, nur diese eine Bank nicht, ausgerechnet die Hausbank des Kunden. Deshalb begehrte er einen Termin mit seinem Berater. Einen persönlichen.
Na gut, sagte der Bankberater. Kommen Sie in die Filiale.
Man vereinbarte einen Termin.
Zu dem erschien der Kunde mit seiner Frau. Eine Mitarbeiterin führte die beiden in einen Besprechungsraum. Der war leer.
Wo ist denn der Kollege?, fragte der Kunde.
Die Besprechung sei virtuell, erklärte die Mitarbeiterin und schaltete das Videogerät ein. Der Ton kam, das Bild nicht. Der Bankberater hatte seine Kamera weggeklickt. Zum Schutz seiner Privatsphäre im Home Office, wie er erklärte.
Dass sein Kunde für den „persönlichen“ Termin aus Niederösterreich angereist war, rührte ihn nicht.
Den Kunden rührte es schon. Er und seine Familie kündigten alle Konten bei dieser Bank. Auch aus ihrem Umfeld zogen sie einige mit.
Vielleicht will die Bank ja genau das: Weg mit den lästigen Kunden.
Diese Kolumne startete im Jänner 2015 mit dem Anspruch, die lustigen, traurigen, zum Kopfschütteln anregenden, manchmal tragischen Varianten von Führungsfehlern abzubilden. Die finden sich überall: im gigantischen Konzern wie in der Kleinfamilie.
Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.