Das passt schon. Proteste gegen die Stadtstraße in Wien-Donaustadt sind legitim. Deren Bau aber ist es auch.
Der Wecker des Smartphones muss sich früh gemeldet haben. Am letzten Montag der Wiener Sommerferien haben sich knapp vor Sonnenaufgang ein paar Grüppchen Teenager, ältere Jugendliche und ewig Junggebliebene zusammengetan, um Bauarbeiter in der Donaustadt zu begrüßen – auf ihre Art. Sie haben zwei Zufahrten zu einer bösen Baustelle besetzt.
Im 22. wird kein AKW gebaut, keine Sorge. Der Protest gilt einer Straße. Ja genau, einer Straße. In einer Stadt! Unerhört! Diese Straße soll den Ortskernen von Hirschstetten, Stadlau und Breitenlee (es lohnte sich, Wien kennenzulernen) den Luxus zuteilwerden lassen, vom Durchzugsverkehr befreit zu sein. So weit, so nachvollziehbar. Nicht für Gegner der Straße, die sie als Magnet zusätzlichen Verkehrs sehen und als Zubringer für den noch viel böseren Lobau-Tunnel.
Aus der Zeit gefallen
Natürlich, das Vorhaben wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Klimakrise, Verzicht auf das Auto sind als Themen präsenter als die Notwendigkeit, den Ring um Wien zu komplettieren und die Seestadt Aspern für den Individualverkehr nicht zu einer Sackgasse zu machen. Bürokratie und exzessive Verfahren: Es wurde zu viel Zeit für dieses Projekt verplempert.
Nein, die Lobau wird kein zweites Hainburg. Damals, 1984, die Grünen steckten in ihrer Geburtsphase, verhinderten Umweltschützer von links bis rechts ein Donaukraftwerk. Ein Konflikt in der regierenden SPÖ und eine Gewerkschaft außer Rand und Band mit Drohungen, „die Arbeiter“ in die Au zu schicken, taten das Übrige, um Hainburg zu verhindern.
Heute ist die Gewerkschaft geläutert. Und über die SPÖ muss kein Wort verloren werden.