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Kräftiger Inflationsschub im August

Der Schlussverkauf...
Der Schlussverkauf...Bloomberg
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Die Verbraucherpreise in der Eurozone kletterten binnen Jahresfrist um drei Prozent – ein Anstieg, der nur vorübergehend sei, wie immer wieder betont wird. Ein Ende der Krisenhilfen wird jedoch gefordert.

Bei diesen Zahlen kann einem durchaus schwindelig werden, denn Inflationsraten von drei Prozent hat man in der Eurozone seit November 2011 nicht mehr gesehen. Doch 2021 ist bekanntlich alles anders – auch im August, in dem die Inflationsrate laut erster Schätzung binnen Jahresfrist um drei Prozent gestiegen ist.

Noch im Juli hatte die Jahresinflationsrate 2,2 Prozent betragen, Experten hatten für den August nun einen Wert von 2,7 Prozent erwartet – geworden sind es mehr. Vor allem die Energiepreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat, und zwar um 15,4 Prozent. Im Juli lag deren Anstieg noch bei 14,3 Prozent. Die Preise für Industriegüter erhöhten sich ebenfalls (plus 2,7 Prozent), ebenso wie jene für Dienstleistungen (plus 1,1 Prozent) und unverarbeitete Lebensmittel (plus 2,9 Prozent).

Die Commerzbank verweist in einer Analyse jedoch auch darauf, dass der starke Anstieg im August auf einen statistischen Sondereffekt zurückzuführen sei. So verzögerte sich im Vorjahr der Sommerschlussverkauf im Einzelhandel in Italien und Frankreich und fiel in den August. Verglichen mit dieser Basis erscheinen die Preise nun hoch.
„Es sind die viel zitierten Basis- und Sondereffekte, die den sprunghaften Anstieg bewirkt haben.

Die Inflationsrate wird in den nächsten Monaten weiter steigen und im ungünstigen Fall sogar vier Prozent erreichen. Von einem klassischen Inflationsumfeld ist aber weiterhin nicht zu sprechen“, sagt Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Gesalzene Inflationsraten gab es im August dennoch – und zwar in Estland (fünf Prozent), Litauen (4,9 Prozent), aber auch in Belgien mit 4,7 Prozent – wobei es sich hier um Schnellschätzungen der Statistikämter handelt, die jedoch meist ziemlich akkurat sind. Für Österreich geht man im August von einer Inflationsrate von 3,1 Prozent im Jahresabstand aus. Für die Republik wäre das ebenfalls der höchste Wert seit zehn Jahren. Nicht nur die Energiepreise kletterten, auch Flugreisen verteuerten sich merklich.

Höhepunkt kommt noch

Bei der Commerzbank erwartet man, dass der Höhepunkt der Inflation im November erreicht sein dürfte, Ökonom Christoph Weil rechnet dann mit einem Wert von rund 3,5 Prozent. Anfang des kommenden Jahres würden die Inflationsraten jedoch wieder nachlassen. Eine Einschätzung, die auch der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Robert Holzmann, teilt. Er erwartet für 2022 und 2023 einen Rückgang der Rate.

Der Think Tank Agenda Austria fordert angesichts der vergleichsweise hohen und über dem Ziel der Europäischen Zentralbank liegenden Verbraucherpreise eine klare Kommunikation darüber, wann die EZB aus ihren Anleihenkäufen auszusteigen gedenkt. Auch Gouverneur Holzmann findet, die Notenbank solle beginnen zu debattieren, wie sie die Pandemiestimuli auslaufen lassen will, da sich die Eurozone weitgehend wie erwartet erhole. „Wir haben die Gelegenheit zu diskutieren, wie wir mit der Pandemie abschließen und uns auf die Inflation konzentrieren“, so Holzmann.

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