Amanshausers Album

„Gibt’s beim Tauber wirklich nur Körner?"

Gerd Tauber betreibt eines der interessantesten „Wanderhotels“, das Südtiroler Tauber Vitalhotel in Kiens, nahe von Bruneck.
Gerd Tauber betreibt eines der interessantesten „Wanderhotels“, das Südtiroler Tauber Vitalhotel in Kiens, nahe von Bruneck.Martin Amanshauser
  • Drucken

Einst war er ein Exot. Heute kommt Gerd Tauber die abseitige Lage seines Vollwert-Hotels zugute.

Gerd Taubers Vorfahren sind alle aus Kiens. In der Landwirtschaft tätig, betrieben sie seit 1649 eine Gastwirtschaft, aus der sich eine Postkutschenstation zum Pferdewechsel entwickelte. „Früher bedeutete die Nähe zur Straße besseres Geschäft, heute ist es ganz umgekehrt“, erklärt er im Stüberl seines „Taubers Vitalhotel“, einige Hundert Meter weiter oben am Abhang. In seiner Jugend hatte sich der Betrieb allmählich in ein Gasthaus mit Gummikugel-Kegelbahn verwandelt, mit 16 Kühen.

Als Tauber in den Neunzigerjahren ein ganzheitliches Hotel mit Vollwertküche gründete, wusste er, dass er sich in eine Nische begab. „Ich hab’ damals ein bisserl wie ein Spinner gewirkt“, schmunzelt er. Vor allem auf die Einheimischen. „Wenn die Gäste spazieren gingen und mit den Leuten ins Gespräch kamen, haben die sie schon gefragt: „Gibt’s beim Tauber wirklich nur Körner? Oder gibt’s auch was Gescheit’s?“ Gescheites gab es durchaus, obwohl biologische Lebensmittel im Gegensatz zu heute schwer zu kriegen waren. Der Exot behalf sich mit einem Gemüsegarten, den sein Vater jedes Jahr nach den Eisheiligen zu bestellen beginnt.

„Mit Mikromarketing in den richtigen Zeitschriften haben wir den deutschen Markt ein bisschen angezapft.“ Sein
Projekt funktionierte relativ schnell, „obwohl wir ja keine starke Destination sind, wir haben keinen See, kein Meer, kein Skigebiet.“ Seine Ausbildungen als Gesundheitstrainer für Ernährung oder als Nordic-Walking-Instruktor kommen dem gelernten Koch und Naturfotografen („Wir fotografieren die Dolomiten, aber nicht mit Sonne!“) dabei zugute. Vielleicht liegt es auch daran, dass er mit ­seinen Gästen Wanderungen abseits der beschriebenen Routen unternimmt, in weniger bekannte Täler wie das Pfunderertal. Als Höhepunkt gibt es Tauber’schen Kaiserschmarrn in freier Natur.

Mit dem italienischen Staat lebt Gerd Tauber in Frieden. „Natürlich sind wir gute Steuerzahler für Rom, aber die Autonomie ist okay, die Politiker müssen halt dranbleiben“, erklärt er. „Unsere 60  Prozent Steuern finde ich schon ­utopisch, aber in Italien wird eben viel gemogelt.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.