Grüne Städte

Architektur, die atmet

Die „Green Box“ von act-romegialli in Cerido, Italien.
Die „Green Box“ von act-romegialli in Cerido, Italien. Beigestellt
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Im Buch „Evergreen Architecture“ wuchern nachhaltige Ideen, wie man Bauwerke begrünt. Auf dem Land wie in der Stadt.

Babylon, das steht natürlich auch für menschliche Hybris und andere Ausschweifungen. Und in einem Punkt war die legendäre Stadt irgendwie beispielhaft für heute: Nämlich in der Art und Weise, wie die Babylonier ihre Stadt begrünten. Durch ihre hängenden Gärten. Manche Planerinnen und Stadtentwickler der Gegenwart könnten weit zurück in der Baugeschichte also schon Modelle finden, wie man die dichten Wüsten, an denen sich Menschen ballen und die zu Hitzeinseln hochkochen, wieder nachhaltig herunterkühlt.

„Cornwall Gardens“ von Chang Architects in Singapur.
„Cornwall Gardens“ von Chang Architects in Singapur. (c) ALL RIGHT RESERVED ALBERT LIM KS PHOTOGRAPHER

Stadtbegrünung, diesmal nicht als Verlegenheitsdraufgabe gedacht. Oder als schnell erfundenes Klimaschutz-Add-on, das man auf Gebäude klebt wie ein Etikett für „Green Washing“. Diesmal soll das Grün ein integraler Baustein des Gesamtkonzepts sein. Und warum? „Weil Architektur eine essenzielle Rolle im Kampf gegen den Klimawandel hat“, wie der japanische Architekt Koichi Takada in dem Band „Evergreen Architecture“, der im Gestalten Verlag erschienen ist, bestätigt.

Der „Kö-Bogen  II“ von Ingenhoven Architects in Düsseldorf.
Der „Kö-Bogen  II“ von Ingenhoven Architects in Düsseldorf. (c) ingenhoven architects / HGEsch



Biophile Architektur. Menschen fühlen sich angezogen vom Grünen. Schließlich sind sie biophile Wesen. Grün macht Architekturen sympathisch. Wo es grün ist, da wollen die Menschen hin, dort halten sie sich am liebsten auf. Inzwischen brauchen die meisten Architekten auch keine Umweltpsychologinnen, die ihnen das noch einmal extra einflüstern müssen. Wo der Lebensraum schon konventionell eingekastelt ist, bringen zumindest Topfpflanzen erste Ersatzbefriedigung für eine tiefe Sehnsucht, der sich inzwischen immer mehr Architekturbüros ernsthaft annehmen.

Eines davon ist das österreichische Studio Precht, das schon einen Vorschlag abgeliefert hat, wie man Mensch und Natur in großem Maßstab miteinander verbinden könnte. Und das noch dazu im urbanen Kontext. Ihr „Farmhouse“ setzt bei mehreren urbanen Kernproblemen gleichzeitig an: bei der verdichteten Stadt und bei der Herstellung eines Zugangs zur Natur für die Stadtbewohner. In modularer Bauweise kreiert der Entwurf eine für den urbanen Raum untypische Wohn- und Lebensqualität.

Gebäude müssten Teil der Nachbarschaft, aber auch des gesamten ökologischen Systems werden, fordert der Architekt Chris Precht, wie man in „Evergreen Architecture“ liest. Aber natürlich kann man die grüne Revolution in der Architektur auch um ein paar Maßstabssprünge kleiner denken: Wie im „Planter Box House“ in Kuala Lumpur etwa. Seine Fassade setzt sich aus Betonpflanztrögen zusammen, in denen 40 verschiedene Arten essbarer Pflanzen wachsen.

"Evergreem Architecture"

Das Buch aus dem Gestalten Verlag entwickelt in eindrucksvollen ­Bildern und Hintergrundtexten die große Idee einer grün überwachsenen Stadt, die bessere Luft atmet und sich baulich dem Klimawandel entgegenstellt

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