Nach Stopp der US-Hauspfändungen: 'Alles ist totenstill'

Stopp der US-Zwangsvollstreckungen: 'Alles ist totenstill'
Stopp der US-Zwangsvollstreckungen: 'Alles ist totenstill'(c) AP (J Pat Carter)
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Der Stopp der Zwangsvollstreckungen in den USA hat unerwünschte Nebenwirkungen. Am Beispiel des US-Staats Florida zeigen sich die möglichen Folgen. "Es wird hässlich werden", sagt ein betroffener Immobilienmakler.

Den US-Hausfinanzierern geht es an den Kragen. Sie stehen im Verdacht, tausende Zwangsvollstreckungen ohne ausreichende Prüfung und mit falschen Dokumenten in Gang gesetzt zu haben. Tatsächlich wurden laut "Spiegel Online" bei der US-Großbank JP Morgan jene Mitarbeiter, die mehr oder weniger von der Straße eingestellt wurden, um Hypotheken zu überschauen, von den Kollegen als "Burger King Kids" verspottet. Die Citigroup lagerte ihr Geschäft mit problematischen Hauskrediten sogar an Subunternehmern auf den Philippinen und der Pazifikinsel Guam aus.

Mehrere Großbanken – darunter die Bank of America und JPMorgan Chase – haben inzwischen von sich aus die Zwangsversteigerungen für einige Monate ausgesetzt. Das mag für viele Betroffenen ein Hoffnungsschimmer sein, doch am Beispiel des US-Bundesstaats Florida zeigt sich, welche unerwünschten Nebenwirkungen landesweit auftreten können. Vor solchen hatte US-Präsident Barack Obama vorige Woche gewarnt.

"Es wird hässlich werden"

Es ist ein düsteres Bild, dass die "Washington Post" am Beispiel Florida in ihrer Montagsausgabe zeichnet. Der Zwangsvollstreckungsstopp der Banken fordert viele Opfer. Einerseits sind da willige Käufer, die bereits den Zuschlag für ein Haus erhalten haben und nun warten müssen. Sie zahlen Miete für ihre alten Häuser und wissen nicht, wie es weitergeht. Doch auch Immobilien-Makler, Versicherer, Installateure und Maler sind betroffen.

Die Zeitung schildert einen konkreten Fall. George Messeha, der Immobilienmakler eines Käufers, ist wenig optimistisch: "Mein Gefühl sagt mir, dass wir weitere sechs Monate warten könnten. Aber was können wir schon tun?". Und: "Ich arbeite umsonst. Ich könnte für McDonalds arbeiten und hätte mehr Geld". Potentielle Käufer würden im Moment abgeschreckt. Auch Marc Joseph, der Makler des Verkäufers beklagt die Stille in seinem Büro. Die Telefone klingeln nicht mehr und der E-Mail-Verkehr ist zum Erliegen gekommen. "Alles ist totenstill", sagt er. "Es wird hässlich werden. Es ist eine Zeit der Unsicherheit für viele Leute".

"Wir sind erledigt"

Gleichzeitig ist die Zahl neuer abgeschlossener Haushaltsversicherungen drastisch gesunken. Ron Scalzo, Markteting- und Verkaufschef von Flagler Insurance, hat während der vergangenen Monate, die eine wahre Flut von Zwangsvollstreckungen brachte, zwei neue Mitarbeiter eingestellt. Zusätzlich hat er Geld für Werbekampagnen, einen besseren Web-Auftritt und eine Facebook-Seite ausgegeben. Nun zeigt er sich geschockt von der aktuellen Entwicklung.

"Wir sind erledigt", sagt der Zeitung zufolge auch ein auf die Instandhaltung von Gebäuden spezialisierter Unternehmer. Sein Geschäft sei um 90 Prozent zurückgegangen.

(Ag./phu)

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