Streamingtipps

Achtung, in diesen Filmen verstecken sich Literaturklassiker!

Was wäre der moderne Teenie-Film ohne Shakespeare oder Jane Austen? Die Highschool-Komödie ist nicht das einzige Genre, das sich gerne die Plots alter Klassiker ausleiht. Sieben Entdeckungen.

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Eine(r) wie keine(r), Pretty Woman & Co.

basieren auf „Pygmalion“ von George Bernard Shaw

Wetten, dass sich noch aus dem rangniedrigsten Mauerblümchen eine angesehene Erscheinung machen lässt? Solange es Klassenunterschiede gibt – reale und am Schulhof konstruierte –, solange wird wohl auch der Pygmalion-Stoff seinen Reiz ausüben. Im Schauspiel von George Bernard Shaw, das auf dem durch Ovid überlieferten Pygmalion-Mythos basiert, will ein selbstherrlicher Professor die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle in eine Herzogin verwandeln, indem er ihr das vulgäre Idiom austreibt und ihr eine „richtige Sprache“ beibringt. Der Mensch als Projekt zur Verwirklichung eigener Überzeugungen: Das moralische Dilemma dahinter prägte auch das Musical „My Fair Lady“.

Heute nennt man solche Personen-Umgestaltungen „Makeovers“. Auf solche versteht sich die Protagonistin der neuen Highschool-Dramödie „Einer wie keiner“ (auf Netflix): Eine Influencerin wettet, einen unscheinbaren Burschen zum Schulballkönig zu machen und erhofft sich dadurch mehr Follower: Das ist so seicht, wie es klingt. Reizvoller ist das Vorbild aus den 90ern, „Eine wie keine“, das das Lied „Kiss me“ in die Charts brachte. Eine freiere Adaption des Stoffes ließ zuvor eine Prostituierte „gesellschaftsfähig“ werden: mit Julia Roberts als „Pretty Woman“ (auf Disney+).

Clueless

basiert auf „Emma“ von Jane Austen
zu sehen auf Netflix

Die US-Highschool-Komödie, wie sie in den 90er Jahren erfunden wurde, bedient sich wie kein anderes Filmgenre bei den Plots alter Literaturklassiker. Und so wie „Emma“ in Jane Austens Roman als reiche, schöne, schlaue Landadelstochter im England des 19. Jahrhunderts ihre Mitmenschen verkuppelt – nicht immer in deren Sinne –, so tut es in „Clueless“ (1995) auch Cher (Alicia Silverstone) als modeaffine, eloquente und endlos selbstbewusste Schülerin in Beverly Hills. Der Blick auf ihr privilegiertes Leben fällt augenzwinkernd (sie hat einen elektronischen Schrankmanager, der ihre Outfits kombiniert!), aber immer liebevoll aus. Und während Jane Austen angeblich eine Heldin schaffen wollte, die keiner lieben würde, ist es nicht schwer, die völlig verwöhnte, aber aufrichtige Cher ins Herz zu schließen.

10 Dinge, die ich an dir hasse

basiert auf „Der Widerspenstigen Zähmung“ von William Shakespeare
zu sehen auf Disney+

Die „Widerspenstige“, die bei Shakespeare gezähmt werden muss, damit ihre jüngere Schwester heiraten darf (es muss ja alles seine Ordnung haben!), ist in der Teenie-Adaption von 1999 eine grantige Außenseiterin, die in der Schule die „patriarchalen Werte in unserer Bildung“ kritisiert. Das unsentimentale Lustspiel brachte Julia Stiles, Heath Ledger und Joseph Gordon-Levitt groß raus.

Sierra Burgess is a Loser

basiert auf „Cyrano de Bergerac“ von Edmond Rostand
zu sehen auf Netflix

Optisch nicht dem Ideal entsprechend, aber sehr versiert im Verfassen von Liebesbriefen? Das romantisch-komödiantische Ghostwriter-Verwirrspiel wird hier via SMS gespielt. Das ist nicht gerade originell, aber charmanter Rom-Com-Stoff für Regentage.

Einfach zu haben (im Original: Easy A)

basiert auf „Der scharlachrote Buchstabe“ von Nathaniel Hawthorne
zu sehen auf Netflix

Keine direkte Adaption, nimmt diese intelligente Komödie, die Emma Stone berühmt machte, doch stark Bezug auf den Roman von Nathaniel Hawthorne, in dem eine Ehebrecherin zur Strafe ein rotes „A“ auf der Kleidung tragen muss. Die belesene Olive näht es sich freiwillig auf die Corsage, die sie als subversive Protestaktion trägt – gegen eine religiös geprägte Moral, die sexuell aktive Burschen als Helden und Mädchen als Flittchen abstempelt.

Bridget Jones

basiert auf „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen
zu sehen auf Sky

„Das Ziel ihres Lebens war, ihre fünf Töchter möglichst gut zu verheiraten“, schreibt Jane Austen in „Stolz und Vorurteil“ (1813) über Mrs. Bennet. Heute sind es vor allem die Töchter selber, die sich gut verheiraten möchten, wie etwa Bridget Jones. Deren Erfinderin gibt offen zu, dass sie sich von Austen inspirieren ließ bei der Gestaltung der Kult-Junggesellin wider Willen, die der Bewerberwahl ihrer Mutter nichts abgewinnen kann und zwischen zwei Männern steht. Wobei Colin Firth, der in einer Verfilmung von „Stolz und Vorurteil“ und bei „Bridget Jones“ einen Mr. Darcy spielte, gestand, dass er es genoss, sich bei „Bridget Jones“ vom Austen-Dreh zu erholen.

Der König der Löwen

basiert auf „Hamlet“ von William Shakespeare
zu sehen auf Disney+

Der alte König wird ermordet, der Täter ist sein Bruder, der die Macht an sich reißt. Der rechtmäßige Erbe muss um den Thron kämpfen und verzweifelt beinahe. An „Hamlet“ erinnert „Der König der Löwen“, der Usurpator trägt den sprechenden Namen Scar: Narbe. Anders als bei Shakespeare siegt bei Disney das Gute.

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