Lokalkritik

Testessen am Wörthersee II

Gourmetrestaurant Hubert Wallner
Gourmetrestaurant Hubert Wallner(c) werner krug
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Über dem Wörthersee schuf sich Hubert Wallner ein Gourmetrestaurant aus dem modernen Bilderbuch. Das schmeckt sehr gut, dauert und kostet.

Der Wörthersee hat wie berichtet kulinarisch ungemein gewonnen. Früher konnte man guten Fisch nur in Maria Loretto essen und am Nebentisch den hauptberuflich verzweifelten Ingeborg-Bachmann-Vorlesekandidaten beim Üben zuhören. Nun tragen die zahlreichen Bistros am See lustige Namen wie Ungeheuer oder eben Südsee und sind kulinarisch sehr empfehlenswert. In der hübsch abgewohnten Villa mit dem elegant klingenden Namen Villa Rainer wagte sich zuletzt Mario Bernatovic mit dem Herrn Hecht an den Start. Keine Ahnung, ob das wirklich Karl-Heinz Grasser ein paar Tische weiter war, ich habe mich für alle Fälle hinter den Töchtern und Speisekarten gut versteckt und einen schönen gebratenen Drachenkopf mit viel Mittelmeer-Kräuterzeug verzehrt. Empfehlenswert.

Gourmetrestaurant Hubert Wallner
Gourmetrestaurant Hubert WallnerWerner Krug

Das gilt natürlich auch für das erste Restaurant am See und im Bundesland. Hubert Wallner hatte es an seiner alten Adresse in Saag nicht ganz leicht, Probleme mit dem Verpächter, wir Pächter kennen das. Er fand eine neue Location, sowohl für sein Südsee-Bistro als auch für sein Restaurant ein paar Höhenmeter darüber, und gut mit dem Lift am Ufer erreichbar. Das neue Restaurant liegt unauffällig im Hang. Die moderne Architektur erinnert an L. A., der Seeausblick beruhigt einen wieder. Innen scheuten Wallner und sein neuer Verpächter/ Investor offenbar keine Kosten und Mühen, der Weinkeller würde auch Wolfgang Rosam beeindrucken. Die Küche erinnert an eine Raumschiffbrücke, Captain Wallner-Kirk steuert hier eine junge Brigade und bereitet definitiv keine Astronautenkost zu — es gibt hier einen gut gebuchten Küchentisch in eigener Loge.

Gourmetrestaurant Hubert Wallner
Gourmetrestaurant Hubert WallnerWerner Krug

Wallner bietet zwei große Menüs, einmal leicht, „Seefahrt“, mit Konzentration auf Wassertiere, das „Hubert Wallner“ mit mehr Fleisch und Klassik. Der ehrgeizige Koch orientiert sich preislich (Menü knapp unter der noch magischen 200-Euro-Grenze) und technisch an der kulinarischen Spitze des Landes. Das gelingt ihm durchaus – auch dank exzellenter Produkte. Der Biosaibling (vom Fischer namens Andreas Hofer) mit Gurke und Salzzitrone und einem Hauch Sauerrahm entpuppt sich als kleines grünliches Gemälde und wahre geschmackliche Frische. Der mit Pilzen gefüllte Raviolo wird von einem intensiv herb-süßlichen Jus aus Madeira und Miso umfeiert. Als Höhepunkt stellt sich der zarte, nicht zu weiche Rehrücken mit schwarzem Holunder und Schwarzwurzeln heraus, die Weinbegleitung von Andreas Kantona und einem sehr ambitionierten jungen Team überbrückt eine Zeitspanne, die sich Wallner und Gäste nehmen müssen. Das hauseigene Bootsservice shuttelt auch noch des Nächtens. So ein Restaurant hatte Kärnten noch nie.

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