Die Top-Einheiten müssen mehr hergeben als nur das oberste Klingelschild.
Grundsätzlich sind sie einmal die teuersten Quadratmeter jedes Hauses: Der – ausgebaute – Wohnraum im Dachgeschoß toppt buchstäblich alles, und das gilt nicht nur für die Preise. Gute 20 Prozent mehr kann es kosten, wenn einem garantiert niemand auf dem Kopf herumtrampelt und man definitiv den besten Blick hat. Allerdings macht die Höhe allein noch keinen Gewinner, denn egal, wie beliebt die obersten Etagen seit Erfindung des Lifts sind: Ein paar Dinge braucht es auch ganz oben, damit Toppreise erzielt werden können.
Bitte ohne Schrägen
Im Inneren der Dachgeschoßwohnungen gilt nach wie vor die Schräge als Gottseibeiuns des ambitionierten Dachbewohners. „Wenn es irgendwie geht, sollten so wenige Schrägen wie möglich vorhanden sein“, betont Martin Müller, Geschäftsführer von JP Immobilien. Was aber viele Entwickler aus dem Drang, so viele Wohnquadratmeter wie möglich aus den Dächern herauszuquetschen, eben nicht berücksichtigen. Außerdem tue jeder Entwickler gut daran, bei der Raumhöhe nicht zu sparen, meint Müller: „2,60 bis 2,80 Meter sollten es mindestens sein“, sagt der Experte. Bei Maisonetten würde es außerdem Wunder wirken, zumindest einen Raum über zwei Etagen zu öffnen, selbst wenn das wiederum Quadratmeter kostet.
Wie gut das funktioniert, zeigt für ihn das Beispiel „Kayser“, ein Projekt, das JP gemeinsam mit der ARE baut. In dessen Dachgeschoß – ohnehin reine Staffelgeschoße – wurden bis zu sechs Meter hohe Räume geschaffen. „Dort sind drei der fünf Dachgeschoßobjekte bereits verkauft“, freut sich Müller, obwohl die Wohnungen im Projekt am Franz-Josefs-Kai erst im kommenden Frühjahr fertiggestellt werden.
Ausblick muss passen
„Ganz wichtig ist in den meisten Fällen der Blick“, weiß Kristina Giacomelli, Inhaberin von Sangreal Properties. Der ist aber auch ganz oben nicht immer so spektakulär, wie man es sich für eine Luxuswohnung wünscht: „Es gibt durchaus Ausbauten, bei denen man nur in den Innenhof blickt oder die umliegenden Häuser und Wohnungen höher sind.“ Die Maklerin kennt die Momente, an denen bei einer Besichtigung die Begeisterung einen Dämpfer bekommt.
Ein Problem, das zwei neue Objekte aus ihrem Portfolio nicht haben dürften: Denn die Fünf- und Sechs-Zimmer-Wohnungen mit einer Wohnfläche von 275 beziehungsweise 346 Quadratmetern in der Hörlgasse haben mit der Votivkirche einen besonderen Blick. Dieser kann aus den beiden Maisonettewohnungen und auf den knapp 80 und gut 90 Quadratmeter großen Terrassen auch vom Pool aus genossen werden.
Zu den größten Konkurrenten der Dachgeschoßausbauten gehören die obersten Regelgeschoße in revitalisierten Altbauten. „Die Altbauetagen werden oft als wertiger angesehen“, weiß Peter Havlik, Geschäftsführer von Piment-Immobilien. „Zum einen durch Details wie etwa die Stuckdecken, aber auch durch die Raumhöhe, weil diese das Raumgefühl schöner und spannender machen“, so der Entwickler. Ganz besonders gelte das für die obersten Regelgeschoße, wo die Tageslichtsituation im Idealfall ähnlich sei wie im Dachgeschoß.
Konkurrenz Altbau-Charme
Wichtig sei daher – nicht nur, aber auch – für die potenziellen Bewohner der Dacheinheiten, dass zumindest der Rest des Hauses die erhabene Eleganz der Gründerzeitbauten aufweise.
Wie etwa in seinem Projekt „Nouveau Ètages“ in der Werdertorgasse, wo derzeit noch Dacheinheiten zwischen 44 und 282 Quadratmetern Wohnfläche zu haben sind. Die größeren davon bieten einen Spa-Bereich samt Pool und Kinderpool, Sauna und Fitnessbereich. Stilvoll und elegant ist auch das Stiegenhaus gestaltet, am Entrèe kümmert sich ein hauseigener Concierge um die Bedürfnisse der Bewohner. (sma)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2021)