Betonierte Wege, großzügig eingesetzt: Freiraum in der Biotope City auf dem Wienerberg in Wien-Favoriten.

Glück ohne Gras, wie dumm ist das

Zu hohe Dichte und halbherzig durchgeführte Freiraumgestaltung: Mit großen Ambitionen begonnen, bleibt die Biotope City auf dem Wienerberg hinter den Erwartungen zurück.

Eine jede Zeit hat ihr Lieblingsmaterial. In der frühen Moderne schwärmten Architekten wie Bruno Taut vom Glas. In seinem Glashaus auf der Werkbundausstellung in Köln zitierte er 1914 den Schriftsteller Paul Scheerbart mit Sätzen wie: „Das bunte Glas zerstört den Hass“ oder „Glück ohne Glas, wie dumm ist das“, die er über dem Eingang anbringen ließ. Glas blieb eines der zentralen Materialien der Moderne, wenn auch meist in anderer Form: Während Tauts Glashaus vielfarbig in geometrischen Mustern leuchtete, mutierte Glas in der Spätmoderne zur alles neutralisierenden, verspiegelten Rasterfassade.

Was ist das Lieblingsmaterial unserer Zeit? Bis vor Kurzem hätte ich auf diese Frage geantwortet, sie sei überflüssig: Gute Architektur kann mit jedem Material entstehen. Das mag stimmen, aber trotzdem zeichnet sich ein Trend ab, der nicht zu übersehen ist: Unsere neue Liebe gilt dem Stadtgrün auf Dächern und Fassaden. Dieses Grün ist zwar kein Material im engeren Sinn, aber es kann die Erscheinung von Gebäuden prägen. Die Stadt Wien unterstützt den Trend, indem sie nun in Bebauungsplänen vorschreibt, bei Neubauten mindestens 20 Prozent der straßenseitigen Fassadenflächen zu begrünen. Dahinter stehen nicht nur emotionale Überlegungen, sondern auch Aspekte des Klimawandels und der zunehmenden Hitzeproblematik. Schon 2015 hat Wien einen Strategieplan zum Umgang mit „Urban Heat Islands“ herausgebracht, der empfiehlt, das Thema schon bei der städtebaulichen Planung und nicht erst bei der Gebäudeplanung einzubeziehen.

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