Vertreter der verschiedenen Lager Syriens sprachen in der Kreisky-Villa über Versöhnung.
Wien. Wie viel die syrischen Geheimdienste davon wissen, ist nicht ganz klar. Entgangen sind ihnen die regelmäßigen Treffen aber wohl nicht. Bisher ließen sie die Teilnehmer gewähren. Denn auch Kräfte im syrischen Regime sehen in den Zusammenkünften offenbar einen Beitrag zu Versöhnung und Stabilität in dem vom jahrelangen Krieg gebeutelten Land.
Seit 2016 trifft sich die vielfältige Runde, um in diskretem Rahmen über die Zukunft Syriens zu diskutieren: Es sind Exponenten der syrischen Zivilgesellschaft, Richter, Anführer einflussreicher Stämme und Familien, Religionsgelehrte, Exil-Aktivisten, einstige Politiker und Militärs, Vertreter verschiedenster Volksgruppen. Darunter sind Personen, die Freunde und Familienmitglieder haben, die möglicherweise von Familienmitgliedern anderer Teilnehmer umgebracht worden sind; Menschen, die nach der Logik des Krieges eigentlich Feinde sein müssten. Und die trotzdem gemeinsam über ein friedliches Zusammenleben reden. Der Ort ihrer geheimen Treffen wechselt stets: Einmal kamen sie bei Madrid zusammen, einmal in Berlin, in Paris – und jetzt in Wien.