Machtspiele, Eitelkeiten und Visionen: Österreichs Fußballbund sucht einen Präsidenten. Am Montag steht eine richtungsweisende Sitzung des Wahlausschusses an. Es gibt mit Gerhard Milletich und Roland Schmid zwei Anwärter – oder mit Michael Krammer eine Überraschung.
Nach der Fußball-EM ist vor der WM und mit den nächsten Qualifikationsspielen zur Endrunde 2022 in Katar laufen weltweit Diskussionen einher, ob das Emirat am Persischen Golf weiterhin Menschenrechtsverletzungen begeht und wie nah die Verbindung zu den militant-islamistischen Taliban in Afghanistan tatsächlich ist. Dass die erste Winter-WM (21. November bis 18. Dezember) ungeachtet all dessen stattfinden wird, ist unbestritten.
Es wird keine Boykotte geben, darauf hat der Weltfußballverband Fifa und der auf die Wahrung des Geschäfts bedachte Präsident Gianni Infantino ein Auge. Denn die Fußball-WM ist die größte „Cashcow“ des Weltsports – ab 2026 sollen gleich 46 Teilnehmer noch mehr Aufsehen garantieren.
Viele Befindlichkeiten. Auch Österreich träumt von der ersten WM nach Frankreich 1998, doch der Weg dorthin ist für die Mannschaft von Franco Foda noch sehr weit. Auch verbandsintern gilt es, neue Weichen zu stellen. Und das birgt noch gehörig Gesprächsstoff. Denn Leo Windtner, 70, wird als ÖFB-Präsident „ohne Wehmut“ abtreten. Der Oberösterreicher wollte zwar für eine dritte Amtszeit kandidieren, bemerkte jedoch schnell, dass er keine Mehrheit finden würde im Präsidium.
Es gab Widerstand gegen seinen mit Sportstadtrat Peter Hacker und Sportminister Werner Kogler angedachten Plan eines ÖFB-Sportzentrums nahe der Seestadt. Nicht nur die kolportierten Kosten (50 Mio. €) sollen manch Landesfürst neben der endlosen Diskussion rund um das Nationalstadion vor den Kopf gestoßen haben. Einer aus dem neun Mann starken Präsidium soll gar verstärkt zur Rückkehr nach Lindabrunn drängen . . .
Es herrschte klassische Uneinigkeit an der Spitze des größten Sport-Fachverbandes des Landes. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger trieb Stilblüten und brachte Namen sonder Zahl hervor, vor allem quälte die Frage, ob es eine „interne oder externe Lösung“ geben soll. Sprich: Steigt einer der neun Landesfürsten – der Steirer Wolfgang Bartosch ist Vorsitzender des ÖFB-Wahlausschusses – auf oder übernimmt eine Größe aus Politik und Wirtschaft den ehrenamtlichen Job?