Auf der Wollzeile stehen sie Schlange für unkomplizierte Tacos und Grillerei. Durchaus verständlich.
Restaurantkritiker unterliegen mitunter der Gefahr, die so manche Journalisten, ja auch Politiker kennen: Sie beschäftigen sich lieber mit den sie betreffenden Nischenthemen denn mit jenen Inhalten oder eben Restaurants, die die viel zitierten Menschen da draußen interessieren.
Diese gar nicht hochtrabenden Gedanken könnte man sich etwa beim Besuch des Kitcha in der Wiener Wollzeile machen. Vor wenigen Wochen ist das merkwürdig verschachtelte Restaurant, das sich auf Sushi, Steaks, Grill und Tacos recht breit „spezialisiert“ hat, eröffnet worden, und wird regelrecht gestürmt. Schlangen vor der Tür sind keine Seltenheit. Das mag an der positiven Stimmung der Servicetruppe liegen, die bereits mit ihrem ersten Kitcha in der Vorlaufstraße erfolgreich war und ist. Oder eben am breiten unkomplizierten Speiseangebot, die Steaks sind ebenso okay, die Tacos punkten würzig und werden hier aber kalt serviert.
Die Grillerei freut ebenso wie das Ambiente, das ein wenig an Martin Hos Lokale erinnert. Das ein oder andere Gericht erkennt man aus dem Mochi, etwa die kleinen gegrillten Auberginen, auf denen die Bonitoflocken wie tanzend schmelzen. Das Kitcha trifft den jungen Zeitgeist – ja, das Wort gibt es auch noch – und bringt ein junges, internationales Publikum her. Dates finden da neben Familientreffen statt. Restaurantkritiker sollten viel mehr raus aus den kulinarischen Büschen. Oder waren es Stauden?
Kitcha Taco & Grill: Wollzeile 19, 1010 Wien, Mo–Fr 11.00 bis 22.00 Uhr, Sa 12.00 bis 22.00 Uhr,
✆ 01/9683395, www.kitcha.at ⫻ Kitcha
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2021)