Song der Woche

Der Rapper beim Therapeuten

Aubrey Drake Graham vulgo Drake
Aubrey Drake Graham vulgo Drake
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„Certified Lover Boy“ heißt das neue Album des 34-jährigen kanadischen Rap-Superstars Aubrey Drake Graham vulgo Drake. Das Cover ist von Damien Hirst.

Drake: „Champagne Poetry“. Die leidenschaftlichsten Zeilen aus „Michelle“ von den Beatles, in Heliumhöhen gepitcht, zur kitschigen Alien-Arie verzerrt. In dieses gruslige Konstrukt hinein rappt Drake die ersten Zeilen seines neuen Albums, ziemlich persönlich und dabei schwer greifbar: „I been hot since the birth of my son, I remain unphased, trust, worse has been done.“ Das Wort „unphased“ kommt aus der Technik, ist am ehesten als „nicht im Takt“ zu übersetzen: Hier hören wir das Bekenntnis eines Schwierigen. Der zugleich – vor der Kulisse des verfremdeten Beatles-Liebeslieds und pointillistischen Beats – mit dem Image des Schwierigen spielt, mit seinen psychischen Problemen („My therapist's voice is making the choices for me“) genauso kokettiert wie mit seiner Vaterrolle, dem Alter („Career is going great, but now the rest of me is fading slowly“) und dem Tod. Am Ende klopft es (er?) an der Tür. Ein neurotisches Meisterwerk.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2021)

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