Die Zahl der schulpflichtigen Kinder, die wegen Covid von ihren Eltern von der Schule abgemeldet und zu Hause unterrichtet werden, ist enorm gestiegen. Die Behörden sind besorgt. Das Bildungsministerium will die Abmeldungen erschweren. Doch was treibt diese Väter und Mütter an? Und wie wollen sie den Alltag organisieren?
Der 6. September 2021 sollte eigentlich ein großer Tag für den kleinen Ludwig werden. Er sollte in einem Klassenzimmer in der Volksschule Hofstetten-Grünau sitzen. Zum ersten Mal, bepackt mit Schultasche und Schultüte, so wie die anderen stolzen Tafelklassler. Doch der erste Schultag in der kleinen niederösterreichischen Gemeinde im Pielachtal wird ohne ihn stattfinden. Ludwig wird sich am Montag in einem rumänischen Tierheim befinden und Straßenhunde füttern. Für ihn wird es weder einen normalen ersten Schultag noch ein gewöhnliches erstes Schuljahr und vielleicht auch keine klassische Schullaufbahn geben.
Dazu hat sich seine Mutter bewusst entschieden. Julia Nußbaumer hat ihren Sohn von der Schule abgemeldet. Sie wird ihn zu Hause unterrichten. Diese Entscheidung hat sie bereits vor einigen Monaten getroffen. Ludwig wird nicht eingeschult, „wenn die Umstände so bleiben“, das stand schon im Frühjahr fest. „Die Umstände“ sind so geblieben. Denn auch im neuen Schuljahr wird es wieder, um in den Worten Nußbaumers zu bleiben, „absurd überzogene Coronamaßnahmen“ geben. Deshalb hat die Alleinerzieherin ihre Konsequenzen gezogen. Im Juni hat sie das erforderliche Formular zur Abmeldung in den häuslichen Unterricht unterschrieben und abgegeben. Das war eigentlich ziemlich unbürokratisch.