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Der geimpfte Tennisspieler ist im Vorteil

Geimpft und in Form: Viktoria Azarenka will eine Debatte lostreten.
Geimpft und in Form: Viktoria Azarenka will eine Debatte lostreten.Reuters
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Ausgerechnet die unaufhörlich um die Welt reisenden Tennisprofis sind kaum gegen Corona geimpft. Doch nun steigt der Druck.

Während bei den US Open noch gerätselt wird, wieso ausgerechnet unter Tennisprofis die Impfrate gegen das Coronavirus so gering ist, kam die Nachricht aus Australien: Geimpfte Spieler können bei den Australian Open im Jänner in Melbourne weniger Restriktionen und mehr Bewegungsfreiheit erwarten als ihre ungeimpften Kollegen. Das erklärte Martin Pakula, Sportminister des australischen Bundesstaates Victoria. „Sie können davon ausgehen, dass es weise sein wird, sich impfen zu lassen, bevor sie anstreben, nach Australien zu kommen.“

Die Impfung als klarer Wettbewerbsvorteil also. Gerade auf der Tennistour, auf der die Profis medienwirksam mit den Blasen, der Hotel-Quarantäne und dem tristen Leben zwischen Zimmer und Centre Court haderten. Der Impf-Druck wird nun größer, vonseiten der Veranstalter – und vonseiten der Kollegen. Roger Federer hat längst mitgeteilt, dass er geimpft und froh darüber sei, Andy Murray hat seine Kollegen nun in New York dazu aufgerufen („Als Spieler, die um die ganze Welt reisen, haben wir auch Verantwortung für alle anderen“), und auch Viktoria Azarenka, die im Vorjahr das zweifelhafte Vergnügen hatte, ein US-Open-Finale ohne Zuschauer zu spielen, will eine Debatte unter den Mitstreitern anstoßen. „Meiner Meinung nach ist es unvermeidlich, dass es irgendwann vorgeschrieben wird. Ich sehe keinen Sinn darin, das hinauszuzögern“, sagt sie.

Aktuell sind rund die Hälfte aller Tennisprofis, weiblich wie männlich, geimpft. Zum Vergleich: Die NFL erklärte, dass 93 Prozent aller Spieler in der nordamerikanischen Football-Liga geimpft seien, in der NBA (Basketball) sind es 90 Prozent, in der NHL (Eishockey) 85 Prozent. Auch im Golfsport, bei dem die Profis ähnlich individuell organisiert sind wie im Tennis, meldet die PGA-Tour 70 Prozent Durchimpfung.

Die Tennis-Spielerorganisationen ATP und WTA sprachen eine „dringende Empfehlung“ zur Impfung aus, hielten sich ansonsten aber auch in New York zurück. Brisant dabei: Alle Zuschauer bei den US Open über zwölf Jahren müssen zumindest die erste Teilimpfung vorweisen können. Ansonsten kein Einlass. Auch die Mitarbeiter des US-Tennisverbandes, die mit Spielern in Kontakt kommen, Schiedsrichter, Teile des Sicherheitsdienstes und Chauffeure müssen geimpft sein.

Einige Tennisprofis argumentieren, die ständige Reisetätigkeit zwischen den Kontinenten erschwere die Impfungen. Andere sehen schlichtweg noch keinen Grund dafür, so auch der Grieche Stefanos Tsitsipas, der sich mit seinen Aussagen den Zorn der Regierung in seiner Heimat zugezogen hat. Doch er ist damit auf Linie mit der Nummer eins. Novak Djoković sagt: „Ob jemand geimpft werden will oder nicht, ist komplett ihm überlassen. Ich hoffe, das bleibt so.“ ⫻

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2021)

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