Noch bis Dienstag

Massive Zugausfälle wegen Streiks der deutschen Lokführer

Gestrandete Passagiere am Bahnhof Berlin Ostkreuz
Gestrandete Passagiere am Bahnhof Berlin Ostkreuzimago images/Jan Huebner
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Erstmals wurde in der jüngsten Tarifrunde auch am Wochenende gestreikt. An beiden Tagen fielen wegen des anhaltenden Streiks der Lokführer rund 70 Prozent der Züge im Fernverkehr und 60 Prozent im Regionalverker aus.

Fahrgäste der Deutschen Bahn und Urlaubsreisende haben am Wochenende erneut massive Einschränkungen beim Zugverkehr hinnehmen müssen. An beiden Tagen fielen wegen des anhaltenden Streiks der Lokführer rund 70 Prozent der Züge im Fernverkehr aus, im Regionalverkehr standen 60 Prozent still, wie der Konzern mitteilte.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, warf der streikenden GDL vor, Einzelinteressen zu verfolgen, und forderte sie zu neuen Verhandlungen mit der Bahn auf.

Nach Angaben der Deutschen Bahn konnte am Wochenende ein stabiler Ersatzfahrplan angeboten werden. Demnach rollten im Fernverkehr 30 Prozent aller Züge statt wie an den vergangenen Streiktagen 25 Prozent. Im Nahverkehr lag das Ziel bei einer Auslastung von 40 Prozent - allerdings mit starken regionalen Unterschieden. Die Bahn rief ihre Fahrgäste dazu auf, Reisen wenn möglich zu verschieben und sich regelmäßig über das Angebot zu informieren.

Bahn mit Klage gegen Streik gescheitert

Die deutsche Lokführergewerkschaft GDL bestreikt derzeit den Personen- und den Güterverkehr, erstmals streikte die GDL in der jüngsten Tarifrunde auch am Wochenende. Der Ausstand dürfte noch bis Dienstagmorgen dauern, denn die Bahn war mit einem Eilantrag auf einstweilige Verfügung zur Beendigung der Streiks vor Gericht in zwei Instanzen gescheitert.

Seit Beginn der jüngsten Streikwelle am Mittwoch legten demnach mit Stand von Sonntagmorgen 7.017 Lokführer von insgesamt rund 19.700 DB-Triebfahrzeugführerinnen und -führern die Arbeit nieder. Mitarbeitende der Infrastrukturgesellschaften der DB seien hingegen kaum in den Ausstand getreten. Demnach streikten seit Beginn des Arbeitskampfes 58 Stellwerker, 36 Beschäftigte in der Instandhaltung sowie 21 in den Personenbahnhöfen.

„Lokführer gegen andere Beschäftigte“ 

DGB-Chef Hoffmann sagte der "Rheinischen Post": "Was wir kritisch sehen, ist, dass hier eine Berufsgruppe wie die Lokführer ihre partikularen Interessen gegen das Gesamtinteresse aller anderen Bahn-Beschäftigten durchsetzt." Die unterschiedlichen Beschäftigten in einem Unternehmen dürften aber nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Differenzen zwischen GDL und Bahn seien "nicht sehr groß" und er halte es deshalb für "falsch", dass die Gewerkschaft nicht an den Verhandlungstisch zurückkehre.

Statt um Löhne und Arbeitsbedingungen gehe es GDL-Chef Claus Weselsky im "Kern" darum, seine Gewerkschaft "zu erhalten und ihren Einflussbereich zu vergrößern, um auf diese Weise mehr Mitglieder zu gewinnen", sagte Hoffmann. Bisher sei die GDL nur in 16 der insgesamt mehr als 300 Bahn-Betriebe in der Lage, Tarifverträge auszuhandeln. Für alle anderen sei die größere Verkehrsgewerkschaft EVG zuständig. Diese gehört zum DGB, die GDL gehört zum Deutschen Beamtenbund (dbb).

Verschärfung im Streikrecht?

Die "Bild"-Zeitung berichtete über Pläne der Unions-Mittelstandsvereinigung, das Streikrecht zu verschärfen. In einem Beschluss, welcher der Zeitung vorliegt, heißt es demnach, dass in einzelnen Bereichen wie dem Bahn- und Luftverkehr aber auch der medizinischen Versorgung und Pflege künftig andere Arbeitskampfregeln gelten sollen, um zu verhindern, dass "unbeteiligte Dritte übermäßig belastet werden".

Daran übte SPD-Fraktionsvize Katja Mast scharfe Kritik. "Das Streikrecht steht im Grundgesetz. Zu Recht", sagte sie AFP. "Das ändert man nicht mal flott durch ein CDU-Positionspapier." Es gehe vielmehr darum, Tarifbindung weiter zu stärken. "So nervenaufreibend der jetzige Lokführerstreik ist" - es dürfe keine Schwächung von Gewerkschaften durch die Hintertür geben, sagte Mast.

Von dem Streik der deutschen Lokführer sind auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) weiterhin betroffen. Unter anderem fallen Nightjets nach Berlin, Amsterdam, Brüssel und Hamburg aus und viele Tagesverbindungen nach Deutschland werden nur im österreichischen Abschnitt geführt. Nicht betroffen ist jedoch der innerösterreichische Tagverkehr über das Deutsche Eck (von Salzburg nach Tirol), Railjet-Verbindungen zwischen Wien und München, der EC-Verkehr auf der Strecke Italien-Innsbruck-München (über Kufstein) sowie Verbindungen auf der Strecke Wien-Salzburg-Bregenz bzw. Zürich, die über das Deutsche Eck gehen, teilten die ÖBB auf ihrer Webseite mit.

(APA)

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