Pizzicato

Das Angelanische Zeitalter

Es ist, als ob eine Epoche zu Ende gehen würde. So wie das Viktorianische oder das Maria-Theresianische Zeitalter.

Nur, dass die „Monarchin“ so gar nichts von einer Königin hat – außer die beidhändig gespreizte Raute, die Angela Merkel vor sich herträgt wie die Queen oder Maggie Thatcher die Handtasche. Als „Tool“ braucht die Kanzlerin nur ihr Handy, auf dem sie behände tippt wie 16-Jährige, die zu Beginn ihrer Amtszeit geboren worden sind.

Unter dem doppeldeutigen Titel „Geschafft.“ zieht der „Spiegel“ voreilig Bilanz über das Angelanische Zeitalter. Soll wohl heißen: Punktum. Aus. Basta. Das Magazin befragte unterschiedliche Zeitgenossen von Edmund Stoiber bis Alice Schwarzer. Die überraschendste Würdigung kommt hingegen von einer linken Galionsfigur. „Meine größte Angst besteht darin, dass ihre Nachfolger mich veranlassen werden, sie zu vermissen“, sagte Yanis Varoufakis.

Wie der Grieche tragen schon jetzt viele eine Träne im Knopfloch angesichts ihrer potenziellen Erben. Die „New York Times“ konstatiert: „Kein Charisma, bitte“. Ein Effekt der Angelanisierung Deutschlands. Sollten Scholz, Laschet und Co. mit den Koalitionsverhandlungen indes nicht bis Weihnachten zu „Potte“ kommen, wird Angela I. noch die Neujahrsansprache 2022 halten – nach dem Motto: „The Same Procedure as Every Year.“ (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2021)

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