Asylpolitik

Erstmals wieder Anstieg der Migration übers Mittelmeer

Insgesamt kamen laut „WamS“ heuer fast 40.000 Migranten über die zentrale Mittelmeerroute.
Insgesamt kamen laut „WamS“ heuer fast 40.000 Migranten über die zentrale Mittelmeerroute.REUTERS
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Die illegalen Einreisen aus der Türkei in die EU seien auf dem höchsten Stand seit Beginn der Pandemie, bericht die „Welt am Sonntag“.

Berlin. Die illegale Migration in die EU über das Mittelmeer nimmt weiter zu. Wie die „Welt am Sonntag“ (WamS) unter Berufung auf einen internen Report der EU-Kommission berichtete, lag die Zahl der illegalen Einreisen aus der Türkei in die EU in dieser Woche auf dem höchsten Stand seit Anfang März 2020, als die Coronapandemie die internationale Mobilität einschränkte.

Demnach kamen rund 4500 Menschen auf dem Seeweg oder über die Landgrenze aus der Türkei ins benachbarte Griechenland. Das weiter entfernte Italien erreichten fast 4800 Menschen aus der Türkei, darunter 670 in der vergangenen Woche. Von der nordafrikanischen Küste aus gelangten zuletzt innerhalb einer Woche laut dem EU-Bericht rund 3300 Flüchtlinge nach Italien – so viele wie seit Juli 2017 nicht mehr.

Insgesamt kamen laut „WamS“ heuer fast 40.000 Migranten über die zentrale Mittelmeerroute, 83 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und sieben Mal mehr als 2019. Spanien zählte bisher 20.500 Ankömmlinge, ein Plus von 47 Prozent. Dennoch sei die Lage an den EU-Außengrenzen ruhiger als während der Migrationskrise.

In Deutschland wurden bis Ende Juli 72.000 Asyl-Erstanträge gestellt – überwiegend von Migranten, die aus anderen EU-Ländern unerlaubt einreisten. Oft handelte es sich demnach um Asylbewerber, die in Griechenland schon abgelehnt oder anerkannt wurden. Der Juli war mit rund 12.200 Erstanträgen der stärkste Monat seit Jänner 2020. Afghanen stellten demnach die zweitgrößte Gruppe nach Syrern. Die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR geht laut „WamS“ davon aus, dass in diesem Jahr 570.000 Afghanen vertrieben wurden.

Schinas fordert EU-Asylpolitik

EU-Vize-Kommissionspräsident Margaritis Schinas forderte unterdessen, die EU müsse in der Migrationspolitik vom Modus der „Brandbekämpfung“ wegkommen. Er äußerte im Hinblick auf den Streit über Flüchtlinge an der östlichen EU-Grenze die Hoffnung auf eine gemeinsame EU-Asylpolitik. Die Situation an der Grenze zu Belarus sei ein Zeichen, „dass es jetzt höchste Zeit ist, einen berechenbareren, umfassenden europäischen Rahmen für die Migrationspolitik zu schaffen“, sagte der EU-Politiker. (AFP)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2021)

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