Staatsoper

Saisonstart mit schwachen Debüts in Puccinis „Tosca“

Ludovic Tézier in Bestform sprang für Erwin Schrott ein.

Ludovic Tézier als Scarpia allerorten. Nach Salzburg und (einspringenderweise) in Graz rettete er auch spontan den Saisonstart der Wiener Staatsoper: Erwin Schrott hatte wegen einer Verletzung abgesagt. So bekam auch das Wiener Publikum diesen berechnenden, aber nie aalglatten Polizeichef zu sehen. Im „Te Deum“ vor dem personalstarken, eindrucksvollen Defilee in Margarethe Wallmanns Inszenierung, die zum 622. Mal gezeigt wurde, zeigte er sich gefühlskalt, wenngleich weniger dominant als manche Vorgänger. Darstellerisch wie stimmlich lieferte Tézier die beste Leistung des Abends, stark abfallend hingegen die weiteren Rollendebütanten unter dem gemächlichen Dirigat Axel Kobers: Carmen Giannattasio als Tosca und Fabio Sartori als Cavaradossi.

Giannattasio nimmt man die allseits verehrte Künstlerin nicht ab, eher die Verliebte, die Eifersüchtige, die ihren Cavaradossi oft schützend in den Arm nimmt. Nach dem Mord an Scarpia erschrickt sie über sich selbst, mehr ängstliches Reh als überzeugte Rächerin. Dazu passend ihr „Vissi d'Arte“, durchaus stimmstark, aber sehr verinnerlicht, während sonst an diesem Abend der Eindruck ihrer gesanglichen Leistung inhomogen blieb.

Ähnlich Sartori, dessen „E lucevan le stelle“ sanft und eindringlich zugleich gelang, nachdem die Stimme zu Beginn des Abends etwas belegt geklungen hatte. Als Mesner gefiel Wolfgang Bankl, während sich für Clemens Unterreiner adäquatere Rollen finden ließen als der Angelotti. Das Publikum feierte die Vorstellung übergebührlich, da wirkte wohl die Freude über den Saisonstart mit. (tst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2021)

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