"Selbstbestimmtes Sterben"

Umfrage: Österreicher stehen Sterbehilfe mehrheitlich offen gegenüber

(c) REUTERS (SUSANA VERA)
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Der "Verein für selbstbestimmtes Sterben – Letzte Hilfe" hat eine Umfrage zum Thema Sterbehilfe in Auftrag gegeben. Mehr als die Hälfte der Befragten sind demnach für einen breiteren Zugang zum assistierten Suizid.

Eine aktuelle Umfrage sieht eine breite Akzeptanz des assistierten Suizids sowie der Tötung auf Verlangen in der österreichischen Bevölkerung. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung mit 1000 Befragten vom "Verein für selbstbestimmtes Sterben - Letzte Hilfe". 58 Prozent der vom "Gallup Institut" Befragten sind für einen breiteren Zugang zum assistierten Suizid.

Lediglich 23 Prozent meinen, dass ausschließlich todkranke Hilfesuchende mit einer sehr kurzen Lebenserwartung ein Recht auf assistierten Suizid haben sollen. 62 Prozent der Befragten (und sogar 56 Prozent der Katholiken) sind, zumindest in bestimmten Fällen und unter strengen Auflagen, für eine Legalisierung der Tötung auf Verlangen (aktive Sterbehilfe) neben dem assistierten Suizid. Lediglich 15 Prozent sind dagegen.

Bevölkerung miteinbeziehen

Nur 26 Prozent der Befragten können sich grundsätzlich nicht vorstellen, unter bestimmten Umständen für sich den assistierten Suizid in Anspruch zu nehmen. Bei der Tötung auf Verlangen (aktive Sterbehilfe) ist das Ergebnis nahezu gleich. Eine klare Mehrheit von 56 Prozent der Befragten ist für eine Einbindung der Bevölkerung (Volksbefragung bzw. Volksabstimmung) bei der Entscheidung über eine neue gesetzliche Regelung. Eine Minderheit von zehn Prozent meint, dass ausschließlich das Parlament bestimmen soll, welche Formen der Sterbehilfe und unter welchen Voraussetzungen in Österreich erlaubt sein sollen.

74 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der assistierte Suizid ausschließlich durch Ärzte erfolgen soll. Allgemein betrachtet vertreten beim Thema "Sterbehilfe" FPÖ-affine Befragte die liberalste Haltung und Muslime eine besonders restriktive Haltung.

„Kolossales Versagen“ der Politik

Für "Letzte Hilfe"-Sprecher Eytan Reif veranschaulicht die Umfrage, dass die Bevölkerung, anders als die österreichische Politik vermuten lässt, dem assistierten Suizid (Beihilfe zur Selbsttötung) sowie der Tötung auf Verlangen (aktive Sterbehilfe) sehr offen gegenüber stehe. "Jedes Regierungsmitglied und jeder sogenannter 'Volksvertreter' im Parlament soll sich dessen endlich bewusst werden. Beim Thema 'Sterbehilfe' hat die österreichische Politik kolossal versagt und aus rein parteipolitischen Interessen die Sterbehilfe-Gesetzgebung dem Verfassungsgerichtshof überlassen. Sämtliche Parteien sollen das Mandat umgehend an die Bevölkerung zurückgeben und eine entsprechende Volksbefragung in die Wege leiten", sagte Reif am Montag.

(APA)

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Spät, aber doch hat sich die Koalition geeinigt. Ab 2022 können Schwerkranke via Sterbeverfügung ein letales Präparat aus der Apotheke beziehen. Davor durchläuft man einen längeren Aufklärungs- und Dokumentationsprozess.

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