Urteil

Elf Jahre Strafkolonie für die Ikone der Opposition in Belarus

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BELARUS-PROTEST-OPPOSITION-TRIALAPA/AFP/BELTA/RAMIL NASIBULIN
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Maria Kolesnikowa zerriss ihren Pass, als sie Lukaschenkos Geheimdienst ins Ausland verfrachten wollte. Nun muss die Querflötistin hinter Gittern büßen.

Irgendjemand habe ihr Noten geschickt, Mozart, in einem Brief ins Gefängnis. „Eine Superidee“, schrieb Maria Kolesnikowa einst ihrem Vater. Die Blockflöte, die ihre Schwester ihr in die Zelle übergeben wollte, hatte das Wachpersonal da längst zurückgehalten. Kolesnikowa blieben die Notenblätter, Musik für den Kopf, als Erinnerung an eine Welt vollkommen anderer Töne. „Abwesenheit von Musik ist Folter“, heißt es in einem ihrer zahlreichen Briefe, die ihre Familie aus dem Untersuchungsgefängnis von Schodino, etwa 50 Kilometer östlich von Minsk gelegen, bekommen hat. Hierher hatte sie das Regime vor einem Jahr verfrachtet, weil die Querflötistin, die einst in Stuttgart lebte und später der Opposition von Belarus ein fröhliches, zuversichtliches Gesicht gab, mit vielen Tausenden von Menschen quer durchs Land die Systemfrage stellte.


Am Montag hat das Minsker Kreisgericht Maria Kolesnikowa zu elf Jahren Strafkolonie und den Anwalt Maxim Snak, ebenfalls einst im Koordinationsrat der belarussischen Demokratiebewegung aktiv, zu zehn Jahren Haft unter verschärften Bedingungen verurteilt. Schuldig gesprochen in folgenden Punkten: Verschwörung zur verfassungswidrigen Machtergreifung, Bildung einer extremistischen Organisation, Gefährdung der nationalen Sicherheit. Es ist die Rache des Regimes für die Unbeugsamen im Land.

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