"La Traviata"

Hinreißende Violetta, prächtiger Vater Germont

Wiener Staatsoper
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Die Staatsoper zeigte ihre neue „Traviata“ erstmals vor Publikum, gegenüber der im März gestreamten Produktion in einigen Partien neu besetzt. Pretty Yende glänzt wiederum als Violetta.

Im März durften coronabedingt nur einige wenige Berichterstatter dabei sein, diesmal auch das Publikum. Daher war es legitim, auch die zweite „La traviata“-Vorstellung in dieser Inszenierung als Premiere zu titulieren. Selbst, wenn am Ende nur die musikalischen Darsteller vor den Vorhang traten, nicht das Regieteam. So lässt sich weiterhin darüber spekulieren, was die Besucher tatsächlich über Simon Stones ursprünglich für die Opéra national de Paris erdachte Regie denken. Er führt nicht nur das Geschehen vom Paris der Mitte des 19. Jahrhunderts in das Paris von heute, sondern transferiert zudem die Geschichte von der analogen Vergangenheit in die digitale Gegenwart. Entsprechend finden sich auf der stets effektvoll ausgeleuchteten Bühne LED-Würfel, Dönerbude, aber auch ein Traktor, wird man am Ende mit der Atmosphäre eines klinisch reinen Krankenzimmers konfrontiert.

Violetta erscheint nicht, wie gewohnt, als Kurtisane, sondern umgedeutet zu einer Influencerin mit tausenden Followern, die dem Zwang einer sich atemlos gebärdenden virtuellen Welt unterworfen ist. Stone reflektiert in seiner von zahlreichen Videos begleiteten Version aber auch, dass Geschichte sich immer wiederholt. Etwa, wenn er durch eine zusätzliche Rahmenhandlung aufzeigt, dass das Agieren von Clans nichts an Aktualität verloren hat. Oder, wenn er das im Original thematisierte Verhältnis des beherrschenden Adels gegenüber dem aufkommenden Bürgertum in den vielfach zu Exoten der Gesellschaft gestempelten heutigen Migranten widerspiegelt.

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