Bahnstreik

Streik bei Deutscher Bahn beendet - vorerst

GDL-Chef Claus Weselsky
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In Deutschland rollen wieder die Züge. Gelöst ist der Tarifkonflikt allerdings noch nicht.

Nach dem Ende der dritten Streikrunde der Lokführergewerkschaft GDL hat sich die Deutsche Bahn mit dem Anlaufen des Normalbetriebs zufrieden gezeigt. Die Züge des Regional- und Fernverkehrs werden im Laufe des Dienstags wieder planmäßig fahren, wie eine Bahnsprecherin Dienstagfrüh sagte. Bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) läuft der Betrieb wieder regulär. Eine Einigung im deutschen Arbeitskonflikt ist nicht in Sicht.

Die ÖBB "fährt wieder absolut planmäßig", sagte ein Sprecher der Österreichischen Bundesbahnen am Dienstag gegenüber der APA. Alle Verbindungen nach Deutschland und auch jene darüber hinaus, zum Beispiel nach Holland oder Belgien, seien wieder auf Schiene. Ab Dienstagabend würden auch die Nachtzüge wieder regulär verkehren. Für Zugreisende aus Österreich waren die Ausfälle vor allem bei Fernreisen gravierend. Die Verbindung nach München konnte zu großen Teilen aufrechterhalten werden, für Fernzüge, beispielsweise nach Frankfurt, war aber an der Grenze zu Deutschland Schluss.

Der Streik der GDL ist nun vorerst beendet. Ein Fazit wollen beide Seiten im Laufe des Tages ziehen. Klar ist schon jetzt: Die dritte und bisher längste Streikrunde im laufenden Tarifstreit hat zu weitreichenden Einschränkungen im Güter- und Personenverkehr geführt.

"Nach dem Streik ist vor dem Streik"

Allerdings hat die Gewerkschaft schon gezeigt, dass es noch länger geht: 127 Stunden im Personenverkehr und 138 Streikstunden im Güterverkehr dauerte die bisher längste Arbeitskampfrunde der GDL in einem Tarifkonflikt. Das war im Mai 2015. Erst zwei Monate später kam in einer Schlichtung ein Tarifvertrag zustande. Der nun beendete Streik dauerte hingegen 110 Stunden im Personen- und 118 Stunden im Güterverkehr. Er ist damit der zweitlängste in der Geschichte der Deutschen Bahn AG.

Eine Annäherung zwischen beiden Seiten ist allerdings nicht in Sicht. "Nach dem Streik ist vor dem Streik", sagte der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, am Montagnachmittag vor Mitgliedern am Berliner Hauptbahnhof. Das Management der Bahn habe es in der Hand, ob es einen weiteren Arbeitskampf gebe.

3,2 Prozent höhere Löhne

Gestritten wird außer über klassische Tariffragen damals wie heute über das Tarifeinheitsgesetz sowie den Einflussbereich der GDL im Konzern. Das Gesetz war 2015 in Kraft getreten. Es sieht vor, dass in einem Unternehmen mit mehreren Gewerkschaften nur der Tarifvertrag der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung angewendet wird. In den meisten der rund 300 Betriebe der Bahn ist das aus Sicht des Konzerns die mit der GDL konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft.

GDL-Chef Claus Weselsky sieht sich deshalb gezwungen, seinen Einflussbereich auf weitere Gewerke auszuweiten und Mehrheitsgewerkschaft zu werden. Neben dem Zugpersonal will er deshalb unter anderem auch für Werkstattbeschäftigte sowie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Infrastruktur und der Verwaltung verhandeln - Bereiche, die bisher traditionell eher von der EVG vertreten werden.

Weselsky bekräftigte kurz vor Ende des Streiks seine Forderung nach einem Angebot, das es der Gewerkschaft ermöglicht, einen Tarifvertrag für sämtliche Mitglieder in den verschiedenen Betrieben der Bahn abzuschließen. Neben diesen Fragen geht es im Tarifstreit aber auch ums Geld. Die GDL fordert insgesamt 3,2 Prozent höhere Löhne und Gehälter bei einer Laufzeit von 28 Monaten sowie einer Corona-Prämie von 600 Euro. Die Bahn hatte zuletzt eine Laufzeit von 36 Monaten angeboten und der Corona-Prämie zugestimmt. Gestritten wird zudem um die künftige Form der Altersvorsorge.

(APA/dpa)

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