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US Open: Das US-Tennis nur noch in der Zuschauerrolle

Novak Djokovic
Novak DjokovicAPA/AFP/ED JONES
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Erstmals seit 1881 ist der Gastgeber in New York im Viertelfinale nicht mehr vertreten. Das Erbe wiegt schwer, doch eine junge Garde lässt auf die Zukunft hoffen. In der Gegenwart marschiert Novak Djoković Richtung Grand Slam.

New York. Es war ein bemerkenswertes Novum, auf das das amerikanische Publikum bei den US Open wohl gern verzichtet hätte. Mit Jenson Brooksby verabschiedete sich am Montagabend auch der letzte Lokalmatador im Achtelfinale, erstmals überhaupt in der Geschichte des Turniers seit 1881 sind die USA damit weder bei Männern noch Frauen unter den letzten Acht vertreten. „Es ist frustrierend. Wir haben über ein Dutzend Leute in den Top 100, aber wir haben keinen Grand-Slam-Finalisten“, fand Reilly Opelka deutliche Worte. Die Nummer 22 der Welt war zuvor wie Francis Tiafoe und Shelby Rogers ebenfalls im Achtelfinale ausgeschieden.

Die letzten männlichen Heimsiege bei den US Open durch Pete Sampras (2002) und Andy Roddick (2003) liegen gar schon fast zwei Dekaden zurück. Letzterer sorgte auch für das letzte Grand-Slam-Finale mit US-Beteiligung (2009 in Wimbledon), ehe Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djoković das Szepter (mit punktuellen Ausnahmen) an sich rissen. In dieser Phase durften sich die US-Fans immerhin auf Serena (23 Major-Triumphe) bzw. Venus Williams (7) verlassen, auch Sloane Stephens (US Open 2017) und Sofia Kenin (Australian Open 2020) trugen sich in die Siegerlisten ein.

Dennoch hat die heurige Bilanz die US-Medien alarmiert. Als mögliche Gründe für die Durststrecke verweisen sie auf eine längere Tradition des Sports in Europa, was sich auch in der größeren Anzahl an Turnierserien auf allen Leveln widerspiegle. Doch zugleich schöpften sie Hoffnung: Derzeit haben die USA zwar keinen Mann in den Top 20, aber 14 in den Top 100 – die meisten seit 1996. Opelka (24 Jahre alt), Tiafoe (23) und Brooksby (20) haben noch keinesfalls ihren Zenit erreicht. Zeiten wie jene, als Pete Sampras oder Andre Agassi regierten, seien ohnehin selten, gab Aufschlag-Ass Opelka zu bedenken. „Ich glaube nicht, dass wir so eine dominante Zeit wieder haben werden. Das schafft kaum ein Land.“ Zumindest ein Wort um den Tennisthron möchten die USA aber bald wieder mitreden.

Drei Siege fehlen Djoković

Einen Satz lang hatte Brooksby im Achtelfinale die Nummer eins der Welt gefordert. Am Ende aber setzte sich mit Djoković doch der große Favorit 1:6, 6:3, 6:2, 6:2 durch. „Ich habe ihm gesagt, dass eine große Zukunft vor ihm liegt“, erzählte der Serbe über den kurzen Austausch am Netz. Drei Siege fehlen dem 34-Jährigen noch zum Grand Slam, also dem Sieg bei allen vier Majors im gleichen Kalenderjahr. Bislang war Djokovićs Weg zum 21. Titel ein vergleichsweise einfacher (kein Top-50-Spieler), den schwachen Start gegen die Nummer 99 der Welt erklärte er so: „Es ist anders, wenn du gegen jemanden auf den Platz gehst, der nichts zu verlieren hat.“ Gegen den als Nummer sechs gesetzten Italiener Matteo Berrettini, den nächsten Gegner am Mittwoch, sollte sich der Weltranglistenerste das nicht erlauben.

Auch bei den Damen dürfen die USA mit Kenin (22) oder Coco Gauff (17) hoffnungsfroh in die Zukunft blicken. Wenn auch kein heimisches, so wird man in Flushing Meadows nach dem Aus von Ex-Champion Bianca Andreescu jedenfalls ein neues Siegergesicht sehen. Die Kanaderin unterlag der Griechin Maria Sakkari 6:7 (2), 7:6 (6), 6:3. Die Partie endete erst um 2.13 Uhr früh, wozu Sakkari scherzhaft meinte: „Ich bin eigentlich eine Frühaufsteherin.“ (red.)

(APA/dpa)

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