Kreditrisiko

Schuldenkrise bei Chinas Immo-Giganten Evergrande spitzt sich zu

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Die Ratingagentur Fitch stufte die Bonität des Konzerns nach unten. Die Unruhe an den Finanzmärkten wächst.

Die Situation für den schuldenbeladenen chinesischen Immobilienkonzern China Evergrande wird immer bedrohlicher. Die Ratingagentur Fitch stufte am Mittwoch ihre Bonitätsbewertung für den Konzern und zwei seiner Töchter wegen der Gefahr von bevorstehenden Zahlungsausfällen herunter. "Die Herabstufung spiegelt unsere Ansicht wider, dass ein Ausfall in irgendeiner Form wahrscheinlich erscheint", begründeten die Fachleute von Fitch den Schritt.

"Wir glauben, dass das Kreditrisiko angesichts knapper Liquidität, rückläufiger Vertragsverkäufe, des Drucks verspäteter Zahlungen an Lieferanten und Auftragnehmer und begrenzter Fortschritte bei der Veräußerung von Vermögenswerten hoch ist." Die langfristige Bonitätsnote laute nun CC nach zuvor CCC+. In den Tagen zuvor hatten die Ratingagenturen Moody's und die heimische China Chengxin International (CCXI) ihre Einstufung ebenfalls gesenkt. Vor rund einer Woche hatte der zweitgrößte Immobilienentwickler des Landes selbst vor Liquiditäts- und Ausfallrisiken gewarnt, falls es ihm nicht gelingen sollte, die Bautätigkeit wieder aufzunehmen, Beteiligungen zu verkaufen und Kredite zu erneuern.

An den Finanzmärkten wächst die Unruhe. Die in Hongkong notierten Aktien von Evergrande fielen am Mittwoch zeitweise auf ein Sechs-Jahres-Tief, schlossen dann aber mehr als vier Prozent im Plus. Seit Monatsbeginn haben sie allerdings 15 Prozent verloren, das Minus seit Jahresbeginn beträgt mehr als 76 Prozent. "Wir gehen davon aus, dass der Weg des Schuldenabbaus des Unternehmens holprig sein wird, was zu hohen Preisnachlässen für seine Immobilienverkäufe und möglichen Veräußerungen von Vermögenswerten führen könnte", sagten Analysten von Goldman Sachs in einer aktuellen Studie.

An den Bondmärkten fiel der Preis für eine bis Mai 2023 laufende und mit 5,9 Prozent verzinste Anleihe des Unternehmens um weitere 2,8 Prozent nach einem Absturz von mehr als 50 Prozent seit vergangener Woche. Auch die Anleihen anderer chinesischer Immobilienkonzerne verloren deutlich an Wert. Zeitweise hatte die chinesische Börse den Handel mit Anleihen vor einigen Tagen wegen Kursturbulenzen aussetzen müssen. Zwar hat Evergrande keine Anleihen mit einer Laufzeit bis 2021, dennoch schätzt Fitch, dass der Konzern allein im September Zinszahlungen für Anleihen von 129 Millionen US-Dollar (109 Millionen Euro) und vor Jahresende 850 Millionen US-Dollar leisten muss. Im Juni war Evergrande mit Bond-Zinszahlungen in Verzug geraten, was die Talfahrt an den Börsen beschleunigt hatte.

Das Unternehmen hat auch mit fälligen Zahlungen an Lieferanten zu kämpfen. So hatte Evergrande Börsendokumenten zufolge Ende August ausstehende Verbindlichkeiten in Höhe von 562 Millionen Yuan (73,22 Millionen Euro) gegenüber seinem Lieferanten Skshu Paint. Insgesamt soll der Immobilienkonzern auf einem Schuldenberg in Höhe von umgerechnet mehr als 300 Mrd. Dollar sitzen. Investoren fürchten bei einem Zusammenbruch von Evergrande Schockwellen für das chinesische Bankensystem. "Seine riesige Bilanz wird einen echten Dominoeffekt auf China haben", hatte Nomura-Ökonom Lu Ting vor einiger Zeit gesagt. "Wenn Finanzinstitute Geld verlieren, werden sie die Kreditvergabe an andere Unternehmen und Sektoren einschränken."

(APA/Reuters)

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